Bessere Entlohnungsbedingungen für Pflegekräfte schaffen
Löhne erhöhen und Lücken schließen
Zwar ist in den letzten Jahren durchgängig ein positiver Trend in der Entwicklung der Gehälter im Pflegebereich zu beobachten, der sich wohl auch noch fortsetzen wird, dennoch ist das Lohnniveau in der Pflege verglichen mit anderen Branchen relativ gering.
Doch es besteht Hoffnung: Schon in der alten Bundesregierung bestand Einigkeit darüber, dass in der Altenpflege die Entlohnung nach Tarif gestärkt werden soll. Zudem gilt ab 2022 folgende Regel: Um als Pflegeeinrichtung zugelassen zu werden, muss diese ab dem 1. September entweder selbst tarifgebunden sein oder ihre Pflegekräften mindestens in Höhe eines in der Region anwendbaren Pflege-Tarifvertrags entlohnen.
Die Pläne der neuen Regierung sehen zudem vor, die Gehaltslücke zwischen Kranken- und Altenpflege zu verringern. Bisher verdienen Pflegekräfte in der Altenpflege brutto etwa 600 Euro weniger. Mit steuerfreien Zuschlägen sollen diese Unterschiede ausgeglichen werden.
Auch Pflegende Angehörige können vom neuen Koalitionsvertrag profitieren: Im Vertrag ist ab 2022 eine regelmäßige dynamische Erhöhung des Pflegegeldes geplant. Auch bei der stationären Pflege steht eine Entlastung der Angehörigen im Fokus: die Eigentanteile sollen begrenzt werden.
Bessere Finanzierung für die Pflege
Höhere Löhne für Pflegekräfte sind schön und gut, doch wo soll das Geld herkommen? Um Pflegekräfte angemessen bezahlen zu können, benötigt es auch eine kluge und nachhaltige Finanzierung. Eine Finanzierung, die im besten Fall nicht durch einen noch höheren Eigenanteil der Pflegebedürftigen oder Angehörigen gedeckt wird.
In diesem Zusammenhang gibt es zwei zentrale Hebel, wie die Pflege zukünftig finanziert werden kann:
- Durch die Erhöhung des Beitrags zur Pflegeversicherung
- Durch Steuerzuschüsse
Geht es um die Erhöhung von Beiträgen zur Pflegeversicherung, so werden vor allem Kinderlose stärker zur Kasse gebete. Laut einigen Wissenschaftlern und Politikern sollten vor allem sie einen höheren Beitrag leisten, weil sie keine zukünfitgen Beitragszahler großziehen. In der aktuellen Pflegereform ist bereits festgelegt, dass deren Beitrag zur Pflegeversicherung 2022 steigen wird: um 0,1 Prozent auf 3,4 Prozent des Bruttolohns.
Der Wirtschaftswissenschaftler Rothgang merkt in diesem Zusammenhang jedoch auch an, das künftig zusätzlich nach der Anzahl der Kinder unterschieden werden sollte: Familien mit vielen Kindern sollten entsprechend einen geringeren Beitrag verrichten als Eltern, die nur ein Kind haben. Tiefer in die Tasche greifen sollten nach dem Wirtschaftswissenschaftler auch Privatversicherte, da diese für gewöhnlich ein höheres Einkommen und ein geringeres Pflegerisiko haben.
Arbeitsbedingungen verbessern
Bei den Arbeitsbedingungen in der Pflege spielen viele Faktoren zusammen. Mehr Pflegepersonal und höhere Gehälter können diese schon erheblich verbessern. Doch es gibt noch mehr Angriffspunkte, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege attraktiver zu gestalten. Beispielsweise hinkt die Pflegebranche im Vergleich zur Gesamtwirtschaft in Sachen angebotener Zusatzleistungen noch hinterher – auch wenn auch hier bereits ein positiver Trend sichtbar ist.
Eine im Juli 2021 veröffentlichte Auswertung zeigt, dass die von Arbeitgebern angebotenen Zusatzleistungen sich in den letzten Jahren gesteigert haben. Insbesondere trifft dies auf eine betriebliche Altersvorsorge, Mitarbeiter-Anwerbe Prämien sowie arbeitgeberfinanzierte Weiterbildungen zu. Verbesserungspotential liegt vor allem noch in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und dem Führungsverhalten.