10 Gründe, warum Pflegekräfte kündigen

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 25.01.2021

Warum kündigen Pflegekräfte? Die 10 häufigsten Gründe

Ist dein Grund auch dabei?

Bei den einen ist es der letzte Tropfen während der Pandemie, der das Fass zum Überlaufen bringt, bei den anderen ein langer Prozess, der schließlich dazu führt, dass sie sich für eine Kündigung entscheiden. Pflegekräfte befinden sich in Deutschland in der privilegierten Situation (wenn man es so sehen möchte), begehrte Fachkräfte zu sein. Wer kündigt, kann sich also relativ sicher sein, bald wieder eine neue Stelle zu bekommen. Tatsächlich weist die Branche besonders in arbeitsintensiven Bereichen und vor allem bei jüngeren Fachkräften eine vergleichsweise hohe Fluktuation auf – und auch eine hohe Anzahl an Pflegerinnen und Pflegern, die den Beruf ganz hinter sich lassen. Aber aus welchem Grund kündigen Arbeitnehmer in der Pflege eigentlich am häufigsten?
 

1. Die Chefs und die Kollegen

Viele Arbeitnehmer:innen kündigen wegen eines schlechten Führungsverhaltens oder persönlichen Problemen mit der Chefin oder dem Chef. Auch in der Pflegebranche kann es oft vorkommen, dass man sich mit den Vorgesetzten mal in die Haare kriegt. Lassen sich die Differenzen nicht überwinden, dann ist das ein legitimer Kündigungsgrund. Denn schließlich musst du dich bei der Arbeit ständig nach deinem Chef und dessen Launen richten. Wenn eine neutrale und ehrliche Kommunikation nicht mehr möglich ist, dann ist das Arbeitsverhältnis ruiniert. Das gilt natürlich nicht nur für die Vorgesetzten, sondern auch für die Kolleginnen und Kollegen. Wird man mit den anderen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einfach nicht warm oder von ihnen sogar ausgegrenzt, dann muss für die meisten ein neuer Job her.

2. Das Gehalt passt nicht

Ein heiß diskutiertes Thema auch in der Pflege: Wenn das Gehalt in keinem Verhältnis zur Leistung steht, dann hat der Job – auch wenn du sonst zufrieden bist – einen bitteren Beigeschmack. Leider zeichnet sich in diese Hinsicht trotz großer Versprechungen aus der Politik noch immer keine spürbare Besserung ab. Besser bezahlte Alternativen sind im Pflegebereich also oft rar.

3. Ein besseres Angebot

Dennoch kommt es vor, dass ein anderer Arbeitgeber einfach mehr bietet. Das muss nicht einmal finanziell sein, sondern kann auch eine bessere Stelle, Sonderleistungen, eine bessere Work-Life-Balance oder spannendere Aufgaben bedeuten, die dein Berufsleben verbessern. Pflegefachkräfte werden laufend gesucht – möglich also, dass du in einer anderen Einrichtung ein besseres Angebot erhältst und deshalb deinen Job kündigst.
 

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4. Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten

Ein oft genannter Grund für eine Kündigung sind die nicht vorhandenen Aufstiegschancen. Auch davon sind viele Pflegerinnen und Pfleger betroffen. Zwar gibt es in der Pflege zahlreiche Möglichkeiten zur Fortbildung und zur Spezialisierung, nicht immer wird das aber vom aktuellen Arbeitgeber gewünscht oder gar unterstützt. Wenn du das Gefühl hast, in deiner Einrichtung in einer Sackgasse angekommen zu sein, dann lohnt es sich also, über einen Jobwechsel nachzudenken.

5. Der Druck ist zu hoch

Etwa 20% aller Kündigungen werden laut einer Statistik aufgrund von psychischem Druck eingereicht. Zwar gibt es für die Pflegebranche an sich keine entsprechende Statistik, doch es ist durchaus möglich, dass diese Zahl hier noch höher anzusetzen ist. Überstunden, belastende Situationen und auch körperliche Anstrengung gehören zum Arbeitsalltag in der Pflege und sorgen in vielen Fällen nicht nur dafür, dass Pflegekräfte ihre Stelle wechseln, sondern sich ganz von dem Beruf verabschieden.

6. Unterforderung

Als häufiger Grund für die Kündigung wird auch Unterforderung genannt. Im Pflegebereich wird es sich dabei vermutlich nicht um Langeweile handeln oder die Tatsache, dass nichts zu tun ist. Stattdessen besteht in diesem Fall vermutlich eine Verbindung zu Grund Nr. 4, den fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten. Über Jahre in derselben Einrichtung dieselben Aufgaben zu haben kann den ein oder anderen unterfordern. Viele Pflegekräfte wünschen sich, regelmäßig Neues dazuzulernen und abwechslungsreiche Aufgaben in verschiedenen Fachbereichen zu bekommen. Ist dies nicht der Fall, stellt sich früher oder später Unzufriedenheit ein. 

7. Zu viel Arbeit

Praktisch das Gegenteil des zuvor genannten Grundes ist die Überarbeitung. Rund 13% aller Arbeitnehmer geben dies laut einer Statistik als Kündigungsgrund an – etwa weil es zu viele Überstunden gibt oder die Aufgaben sie schlicht überfordern. Auch diese Zahl könnte in der Pflegebranche aufgrund des Fachkräftemangels und der hohen Arbeitsbelastung deutlich höher liegen. 

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8. Familiäre Gründe

Ein recht allgemein gehaltener Kündigungsgrund ist die Familie. Wer aus familiären Gründen kündigt, der braucht meist mehr Zeit für seinen Partner, die Kinder oder die Angehörigen. So kann zum Beispiel Familienzuwachs ein Kündigungsgrund sein – vielleicht möchtest du deine Arbeitszeit als neue Mutter oder neuer Vater reduzieren, um dich mehr um deinen Nachwuchs kümmern zu können. Wird dies von deiner Einrichtung nicht unterstützt, hilft oft der Wechsel in eine Teilzeitstelle bei einem neuen Arbeitgeber, der mehr Wert auf deine Work-Life-Balance legt. 

Oder deine Partnerin oder dein Partner hat seinen Traumjob in einer anderen Stadt gefunden und du möchtest ihr oder ihm diesen Traum ermöglichen und musst deshalb umziehen. Ein weiterer wichtiger Grund für die Kündigung aus familiären Gründen ist natürlich die Pflege von Angehörigen. Hier sind viele Pfleger zwar Profis – die dadurch entstehende Doppelbelastung lässt sich aber meist nur sehr schwer ertragen, sodass ein Jobwechsel oder gar die Aufgabe der Arbeit notwendig ist.
 

9. Ein schlechter Ruf

Arbeitnehmer identifizieren sich gerne mit ihrem Job. Besonders viele Pflegekräfte legen großen Wert darauf zu wissen, dass sie mit ihrer Arbeit die Leben von Menschen verbessern und einen wichtigen Teil zur Gesellschaft beitragen. Dieser Effekt schwindet, wenn der Arbeitgeber plötzlich in Verruf gerät oder in der Öffentlichkeit kritisiert wird. Und auch wenn „nur“ intern klar wird, dass die Einrichtung es mit ethischen Grundsätzen nicht ganz so genau nimmt, kann dies ein Grund für eine Kündigung sein.

10. Die Arbeitszeiten

Last but not least noch ein wichtiger Grund, der in der Pflegebranche auf keinen Fall unberücksichtigt gelassen werden kann. Nachtschichten, Überstunden und spontanes Einspringen für Kollegen sorgen dafür, dass die Flexibilität in der Branche zu Wünschen übrig lässt. Viele Pflegekräfte kündigen, weil sie sich mehr Freiheiten in ihrer Zeitplanung gönnen möchten. 


Es gibt eine Menge Gründe, ein Arbeitsverhältnis zu kündigen, aber auch eine Menge Gründe, seinen Job zu behalten. Wäge also gut ab, ob du bei einer neuen Stelle Chancen auf Verbesserung siehst. Jedoch solltest du vermeiden, aus reiner Bequemlichkeit bei einem Arbeitgeber zu bleiben, der dir nicht das bieten kann, was du brauchst. Viele Arbeitnehmer scheuen die Energie, die sie aufbringen müssen, um eine neue Stelle zu suchen – und übersehen dabei, wie anstrengend es ist, in einem Job zu bleiben, der sie unglücklich macht. Nimm dein Schicksal in die Hand und finde heraus, welche tollen Jobs die Pflegebranche noch für dich bereithält.
 

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.