Hände eines alten Menschen liegen in den Händen eines jungen Menschen.

Veröffentlicht am 14.10.2021

Arbeiten im Hospiz: Lebensqualität statt Leid

Was du für die Arbeit im Hospiz mitbringen solltest


Die Konfrontation mit dem eigenen Tod macht Angst. Viele Menschen fürchten sich davor, geliebte Angehörige und Freunde für immer  zu verlieren. Auch bei dem Wort Hospiz denken die meisten Menschen zuerst an Leiden, Sterben und Tod – doch das ist das komplette Gegenteil von dem, die Arbeit in einem Hospiz ausmacht. Zum heutigen Welthospiztag geben wir dir Einblicke in die Arbeit in einem Hospiz.

Was versteht man unter einem Hospiz?

Klar, das Wort "Hospiz" ist fast jedem ein Begriff und die meisten wissen, dass es etwas mit dem Tod zu tun hat. Doch was genau ist ein Hospiz? Ein Hospiz ist eine Einrichtung, die es Menschen, die unheilbar krank sind, ermöglicht, selbstbestimmt ihre letzten Tage zu verbringen. In einem Hospiz arbeiten professionelle Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte, die auf Palliativmedizin spezialisiert sind, aber auch viele ehrenamtliche Mitarbeiter:innen als Hospizbegleiter. Sie alle arbeiten eng zusammen und verfolgen ein gemeinsames Ziel: Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt bestmöglich begleiten und betreuen. Neben einer psychologischen Betreuung gehören dazu auch eine palliativpflegerische und palliativmedizinische Versorgung. 

Lesesessel, Bilder und Balkon

Stationäre Hospize sind meist gemütlich und freundlich eingerichtet. Sie erinnern nicht an ein Krankenhaus, und dessen sterile, anonyme Zimmer. Das Wohnen soll im Hospiz im Vordergrund stehen und so dürfen die Gäste beispielsweise auch eigene Möbel oder Erinnerungsstücke mitbringen, die ihnen den Aufenthalt erleichtern. Meist leben in einem Hospiz zwischen 8 und 16 Gäste.

Ambulante Hospizarbeit

Die Hospizarbeit kann jedoch auch ambulant stattfinden. Durch ambulante Hospizdienste können Menschen dort, wo sie leben (Zuhause, im Altenheim,..) in ihrem letzten Lebensabschnitt begleitet werden. Ziel der ambulanten Hospizarbeit ist es, dem sterbenden Menschen zu ermöglichen, seine letzte Lebenszeit mit möglichst viel Lebensqualität zu verbringen – und zwar dort, wo er/sie sich am wohlsten fühlt: in gewohnter Umgebung.

Hospize in Deutschland

Zahl der Hospize in Deutschland

Dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband e.V. (DHPV) zufolge gibt es 250 stationäre Hospize in Deutschland. Neben den Einrichtungen für Erwachsene gibt es auch Hospize für Kinder und Jugendliche. Aktuell gibt es zudem rund 1.500 ambulante Hospizdienste.

Hospizarbeit und Palliativversorgung – was ist der Unterschied?

Oft wird die Hospizarbeit mit der Palliativversorgung gleichgesetzt. Gemeinsam haben die Begriffe: Wenn die Krankheit eines Menschen nicht mehr geheilt werden kann, erhalten die Betroffenen eine Therapie, die auf die Linderung ihrer Schmerzen sowie das Kontrollieren der Symptome ausgerichtet ist. Ziel dabei ist es, dem Erkrankten bis zum Tod ein möglichst schönes Leben zu ermöglichen.

Und nun zu den Unterschieden: In der Palliativversorgung wird die Schmerzlinderung sowie die Linderung von körperlichen Beschwerden ärztlich und pflegerisch behandelt. Die Hospizarbeit dagegen konzentriert sich vor allem auf die psychosozialen Bedürfnisse der Betroffenen. Eine Abgrenzung der zwei Begriffe ist allerdings schwierig. Die beiden Möglichkeiten der Betreuung von schwerkranken bzw. sterbenden Menschen ergänzen sich und sind alleine nicht denkbar. So werden beispielsweise die Schmerzen Betroffener auf Palliativstationen in Kliniken behandelt. Sind die körperlichen Symptome stabilisiert, kann er/sie nach Hause oder in ein Hospiz entlassen werden.

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Wer arbeitet in einem Hospiz?

Hospize sind nicht ärztlich geleitet und auch keine andere Berufsgruppe, die dort arbeitet hat alleine das Sagen. Meist übernimmt die Leitung einer Einrichtung eine in Palliativmedizin ausgebildete Pflegekraft. Die Teams in Hospizen sind multiprofessionell zusammengestellt: Unter den Festangestellten finden sich in der Regel (fortgebildete) Pflegekräfte (Palliative Care), Hauswirtschafter:innen, Sozialarbeiter:innen, Seelsorger:innen, Psycholog:innen und/oder ausgebildete Trauerbegleiter:innen. Ergänzt wird das Team durch ehrenamtliches Personal, das hier ihr Engagement einbringt. Die Hierarchien sind flach und das Miteinander sowie der Team-Gedanke stehen im Fokus. 
 

Als Pflegefachkraft im Hospiz arbeiten

Die Arbeit in einem Hospiz lässt sich kaum mit der in einem Krankenhaus oder Pflegeheim vergleichen. Im Hospiz dreht sich alles um die Bedürfnisse und Wünsche des Gastes. Durch eines interdisziplinären Austausch wird versucht, dem Gast der Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Hierfür werden Therapie- und Begleitangebote erarbeitet. 
In Weiterbildungen im Bereich der Palliativmedizin, bspw. Palliative Care kannst du die fachliche Qualifikation erwerben – für den Einstieg ist eine solche Fortbildung nicht bei allen Arbeitgebern eine Voraussetzung, jedoch sollte die Bereitschaft, diese zu machen, vorhanden sein. Die Weiterbildung in der Palliativpflege ist an Menschen gerichtet, die schon eine Berufsausbildung im Bereich der Pflege absolviert und bereits berufliche Erfahrungen gesammelt haben. DGP-zertifizierte Palliativ Care Kurse erstrecken sich ungefähr über ein Jahr und umfassen 160 Unterrichtseinheiten.
 

Die Aufgaben in einem Hospiz

Während du als Pflegefachkraft in einem Krankenhaus die Aufgabe hast, Leben zu retten oder zu erhalten, verfolgst du im Hospiz einen anderen Ansatz. Landet ein Gast im Hospiz, ist zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass er sterben wird. Aufgabe ist es deshalb, dem Menschen – und auch seiner Familie – bis dahin Lebensqualität zu schenken und die letzten Momente bis zu seinem Abschied so angenehm wie möglich zu gestalten.

Dazu gehört unter anderem:

  • Milderung von Belastenden Symptomen (z.B. Schmerzen, Übelkeit, Atemnot, Schlaf- und Verdauungsstörung)
  • Linderung von Ängsten
  • Erleichterung der Trauerbewältigung 
  • Bewältigung seelischer und familiärer Konflikte
  • Emotionale Begleitung des Abschieds, Dasein und Trost spenden
  • Helfen bei der Erfüllung letzter Wünsche
  • Hilfe im Alltag

Neue Stadt, neuer Arbeitgeber – oder beides?

Voraussetzungen für die Arbeit im Hospiz

Die Arbeit in einem stationären Hospiz und auch in einem ambulanten Hospizdienst ist sehr bereichernd, aber auch herausfordernd. Es hängt vor allem von deiner Persönlichkeit ab, ob du für diese Arbeit gemacht bist. Neben der fachlichen Qualifikation, die eher nebensächlich ist, solltest du dir deshalb vor allem die folgenden Fragen stellen:

  • Bist du offen und aufgeschlossen? Kannst du gut auf andere zugehen? Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse und einen eigenen Hintergrund. Beides ist in der Pflege zu berücksichtigen. 
  • Bist du emotional nahbar, aber auch stabil? Kannst du Arbeits- und Berufsleben gut trennen? Das bedeutet natürlich nicht, dass dir die Patienten nach Feierabend gleichgültig sein sollten.
  • Hast du Verständnis und Liebe für unterschiedlichste Menschen? Bist du empathisch und kannst dein Mitgefühl (aber kein Mitleid) ausdrücken?
  • Siehst du in deiner Arbeit mehr als nur einen Job, der erledigt werden muss? Bist du belastbar?
  • Arbeitest du gern mit Menschen verschiedener Altersgruppen? Neben der Versorgung der Gäste des Hospizes gehört auch die Unterstützung der Angehörigen. Du hilfst ihnen dabei, den Tod eines geliebten Familienmitglieds zu verarbeiten. Dabei hast du Kontakt mit alten, aber auch jungen Personen.  
  • Ist es dir wichtig, schwerkranken Menschen einen würdevollen Tod zu ermöglichen und ihnen in ihren letzten Tagen Beistand zu leisten? 
  • Bist du gerne Ansprechpartner für die Sorgen und Anliegen von unheilbar Kranken?

Warum will man im Hospiz arbeiten?

Das Hospiz ist ohne Frage ein Arbeitsort, der dir viel abverlangt. Es ist aber auch ein Ort, an dem du dich einbringen kannst und viel zurückbekommst. Folgende Punkte sprechen außerdem für die Arbeit im Hospiz:

  • Personalschlüssel: Der Personalschlüssel im Hospiz ist ein ganz anderer als beispielsweise im Krankenhaus. Kommen dort die einzelnen Patient/innen teilweise zu kurz, bleibt dir im Hospiz ausreichend Zeit für jeden Gast und seine/ihre Angehörigen.
  • Teamarbeit: Im Hospiz ziehen alle an einem Strang: Das Wohl der kranken Gäste steht im Vordergrund und berufliche Rivalitäten gibt es nicht.
  • Geringe Fluktuation: Die Fluktuation ist in der Palliativpflege bzw. der Hospizarbeit verglichen mit anderen Teilen der Pflege gering.
     

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Was verdient man im Hospiz?

An erster Stelle sei gesagt: bei der Arbeit im Hospiz bzw. im Beruf eines Sterbebegleiters geht es nicht vorrangig um einen beruflichen Aufstieg. Vielmehr entscheidet man sich aus Überzeugung und Leidenschaft für dieses Arbeitsumfeld. Dennoch kannst du bei einer abgeschlossenen Ausbildung, bspw. in der Pflege, Seelsorge, Psychologie oder im Sozialwesen deine Berufsperspektiven mit einer Weiterbildung zur Palliative Care Fachkraft erweitern. Diese ist jedoch nicht tariflich abgebildet und es liegt in den Händen des Arbeitgebers, ob er die Fortbildung mit einer höheren Einstufung in der Gehaltsgruppe belohnt oder nicht. 

Je nachdem, ob du freiberuflich tätig oder fest angestellt bist. kann das Gehalt stark variieren. Das Durchschnittsgehalt ist zwischen 32.000 € (zum Einstieg) und 41.000 € pro Jahr anzusiedeln. Zudem kann das Gehalt durch Vorausbildungen oder Zusatzqualifikationen beeinflusst werden.
 

Gehalt im Hospiz

Gehalt als Palliativfachkraft

Das Gehalt liegt zwischen

32.000 € und 49.000 € pro Jahr

Die Arbeit im Hospiz ist sicherlich nicht für jede/n was. Wenn du aber emotional stabil bist, unterschiedlichste Menschen zu schätzen und lieben weißt und es dich bereichert, ihren letzten Lebensabschnitt noch mit Lebensfreude zu füllen, dann bist du hier vielleicht genau richtig aufgehoben!