Eine Frau sitzt am Strand.

Verfasst von Inga Beißwänger|Veröffentlicht am 29.11.2021

9 Tipps gegen Stress in der Pflege

So gehst du mit Stress im Arbeitsalltag um

Waschen, anziehen, Medikamente verabreichen, Bettwäsche wechseln, die Sorgen anhören – und das alles in einem engen, vorgegebenen Zeitfenster: Die Arbeit in der Pflege ist sehr anspruchsvoll. Die Fachkräfte müssen vielen körperlichen und psychischen Belastungen standhalten, die zum Stress in der Pflege beitragen. Und sich in weiteren Beschwerden manifestieren: Pflegekräfte in Heimen, Kliniken und ambulanten Pflegedienste klagen über körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Migräne und Schlafstörungen. Auch psychische Symptome wie Nervosität, Niedergeschlagenheit oder Ängste können die Folge sein, wenn es zu keinem wirkungsvollen Stressabbau in der Pflege kommt. Hier bekommst du Tipps, was du tun kannst, damit es gar nicht erst soweit kommt. 

Wie entsteht Stress?

Wichtig ist es erst einmal, Stress zu verstehen. Er entsteht, wenn wir durch Stressoren belastet werden, meist über einen längeren Zeitraum. Stress empfinden wir erst als negativ, wenn er häufig oder dauerhaft auftritt und körperlich und/oder psychisch nicht kompensiert werden kann. Das löst Gefühle von Unwohlsein und Überforderung aus. Das trifft besonders zu, wenn der subjektive Eindruck entsteht, keine Möglichkeit zur Bewältigung der Situation zu haben.

Welche Faktoren können Stress auslösen? 

Grundsätzlich zählt die Psychologie vier Arten von Stressoren auf: 

  • Körperliche (zum Beispiel die hohe Belastung der Wirbelsäule beim schweren Heben),
  • Physikalische (zum Beispiel Lärm), 
  • Soziale (zum Beispiel zwischenmenschliche Konflikte) und 
  • Leistungsstressoren (zum Beispiel hoher Zeitdruck). 

Vielen Pflegefachkräften macht vor allem der hohe Zeitdruck zu schaffen, verbunden mit dem Gefühl, nicht genügend Zeit für den einzelnen Patienten oder Kunden zu haben. Auch die Schichtarbeit stellt eine besondere Herausforderung für das körperliche und seelische Wohlbefinden dar – zum einen, weil Nachtschichten gegen die „innere Uhr“ sind. Zum anderen, weil weniger Zeit für Partnerschaft, Hobbys, Familie etc. bleibt. 

Wie kann ein Arbeitgeber dich unterstützen?

Informiere dich hier über verschiedene Einrichtungen und wie sich dich mit Weiterbildungen, in gesundheitlichen Themen oder im Privatleben unterstützen können:

→ Pflegeeinrichtungen & Kliniken in Berlin

→ Pflegeeinrichtungen & Kliniken im Rheinland

→ Pflegeeinrichtungen & Kliniken in München

→ Pflegeeinrichtungen & Kliniken deutschlandweit

Jeder empfindet Stress anders

Was als stressig angesehen wird ist sehr individuell, genauso wie die daraus folgenden Belastungen. Vielleicht bedeutet es für dich ultimativen Stress, mit Angehörigen oder Ärzten zu sprechen. Deine Kollegin dagegen geht immer entspannt in die Gespräche. Dafür findet sie es besonders anstrengend, die Pflegeleistungen zu dokumentieren. Und dem anderen Kollegen machen Krankheit und Tod besonders zu schaffen. 

Auch der Umgang mit schwierigen Situationen ist sehr unterschiedlich. Wer sich sicher ist, diese bewältigen zu können, fühlt sich weniger gestresst. Daher ist es wichtig, die eigenen Ressourcen zu kennen und einzusetzen.   
Wer das nicht oder nur unzureichend tut, kann unter lang anhaltendem Stress leiden. Dann besteht die Gefahr, dass sich körperliche und/oder psychische Langzeitfolgen entwickeln. Daher ist es wichtig, dass du gut auf dich achtest und rechtzeitig die ersten Symptome einer möglichen Überlastung erkennst.

Diese können unter anderem sein:

  • muskuläre Verspannungen, Nacken- und Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Herzrasen
  • Unruhe 
  • Aggressivität und Gereiztheit
  • Schlafstörungen und die Folgen ständige Müdigkeit und Konzentrationsschwäche
  • häufige Gefühle von Traurigkeit 

Schlimmstenfalls führt ständige Überlastung in der Pflege zum Burnout.

Sorge gut für dich

Lass es gar nicht erst so weit kommen, sondern sorge gut für dich – bei und nach der Arbeit. Kenne deine Ressourcen und auch deine Grenzen. Nimm dir immer, wenn möglich, deine Pausen. Sie sind wichtig, um danach umso motivierter und konzentrierter weiterarbeiten zu können. Multi Tasking ist inzwischen überholt: Erledige stets nur eine Aufgabe zur gleichen Zeit. 

Klar: Arbeit ist wichtig und der Pflegeberuf bringt nun mal Stress mit sich. Trotzdem solltest du nach Dienstende noch Zeit und Energie für Hobbys, die Familie oder wichtige Verpflichtungen haben. Auch die Beschäftigung mit anderem sorgt dafür, Stress abzubauen. 

Was tun gegen Stress? Hier ein paar Tipps und Methoden zum Stressabbau:

 

  1. Bist du eher der sportliche Typ? Perfekt! Dann lass dir bei der regelmäßigen Jogging-Runde den Kopf frei wehen und lockere dabei noch die beanspruchten Gelenke. 
  2. Du magst es lieber ruhig? Auch super! Beschäftige dich mit Entspannungsübungen, um Stress abzubauen. Schau zum Beispiel auf YouTube nach Anleitungen und Musik, die dir helfen, nach der Schicht runterzukommen. 
  3. Lass dich regelmäßig ärztlich durchchecken. Auch das hilft, frühzeitig die Stresssymptome zu erkennen.   
  4. Beziehe dein Umfeld mit ein. Viele Pflegefachkräfte finden es hilfreich, wenn ihr direktes Umfeld – Partner oder Partnerin, Freunde, Eltern etc. – mit dieser besonderen Arbeit gut umgehen können. Sprich daher mit ihnen über die Belastungen des Pflegeberufs, damit sie besser verstehen, wie sie dich richtig unterstützen können. 
  5. Frage nach den Angeboten zur Stressbewältigung, die das betriebliche Gesundheitsmanagement oder deine Krankenkasse bereithält. Und scheue dich nicht, diese auch anzunehmen! Solche Kurse wirken stärkend und lassen dich weitere Ressourcen erkennen. 
  6. Plane deine Zeit gut – auch deine Freizeit inklusive der Erholungsphasen und Hobbys, die dir beim „Auftanken“ helfen. Wenn schon im Job nicht immer alles planbar ist, so sollte die Freizeit nicht noch zusätzlich für Stress sorgen. 
  7. Baue ein vertrauensvolles Verhältnis zu deinen Vorgesetzten auf. Das hilft dabei, das Thema Stress anzusprechen, wenn es nötig werden sollte. Sie sind mitverantwortlich dafür, innerhalb ihrer Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeitenden möglichst gesund und fit bleiben.
  8. Mehr Eigenverantwortung sorgt für mehr Zufriedenheit im Job. Frage deine Vorgesetzten, ob du mehr Verantwortung übernehmen kannst, sobald du dich dafür bereit fühlst. Bitte um ein Mitspracherecht bei den Dienstplänen. Denn es hat sich gezeigt: Wer mehr über die eigene Arbeit mitbestimmen darf, ist zufriedener und stressresistenter. Auch das Gefühl, Wertschätzung und Vertrauen zu erfahren, ist ein wichtige Ressource, aus der du Kraft schöpfen kannst. 
  9. Mach dir immer mal wieder klar, warum du deinen Job machst und liebst: Die Freude, etwas Sinnvolles zu tun und mit Menschen zu arbeiten kann für einiges entschädigen. Hohe Motivation ist ein wichtiger Faktor, der hilft, Stress abzubauen!

Besonders der letzte Punkt ist wichtig. Halte deine Aufmerksamkeit auf die positiven Seiten deines Jobs. Wenn deine Motivation hoch ist und du zudem deine Methoden zum Stressabbau gefunden hast und regelmäßig ausübst, gibt es bestenfalls nur noch positiven Stress. Positiver Stress, auch Eustress genannt, erhöht deine Aufmerksamkeit und fördert die Leistungsfähigkeit, ohne Körper und Seele zu schaden. 


Mit dem richtigen Wissen um Stress und den individuellen Strategien zum Stressabbau wird es dir sicherlich gelingen, den Belastungen in der Pflege standzuhalten. Erhalte dir deine Freude und Motivation an deinem Job. Vergiss nicht, nach der Arbeit, bei der du so vieles für andere Menschen getan hast, etwas für dich zu tun.