Arbeitsunfälle in der Pflege

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 15.03.2021

Achtung: So vermeidest du Arbeitsunfälle in der Pflege!

Das sind die häufigsten Unfallursachen

Wenn du schon länger in einem Pflegeberuf tätig bist, dann ist dir bestimmt schon einmal das ein oder andere Missgeschick passiert. Vielleicht hast du etwas fallen lassen, du bist gestolpert oder ausgerutscht. In den meisten Fällen kommst du dabei glimpflich davon. Es kann aber vorkommen, dass es hin und wieder nicht so gut ausgeht und du dich im Arbeitsalltag verletzt. Solche Arbeitsunfälle in der Pflege sind nicht immer vermeidbar, du kannst ihnen aber vorbeugen und so die Wahrscheinlichkeit minimieren, dass dir etwas passiert. Welches die häufigsten Gründe für Unfälle im Pflegealltag sind und was du tun kannst, um sie zu vermeiden, liest du hier. 

Zahlen und Fakten zu Arbeitsunfällen: Der Trend geht nach oben

Insgesamt ist die Zahl bzw. Quote der Arbeitsunfälle in der Pflege nicht besonders hoch, sondern liegt im Vergleich mit der Gesamtwirtschaft ziemlich im Durchschnitt: Laut einer Statistik aus dem Jahr 2017, die nicht staatliche ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen betrachtet, kamen in Deutschland auf 1.000 Vollbeschäftigte 21,4 Arbeitsunfälle. Allerdings zeigt sich nicht wie in der gesamten Wirtschaft ein Trend zum sinkenden Risiko, sondern es lässt sich eine leichte Steigerung zwischen den Jahren 2007 und 2017 feststellen. 

Warum diese leichte Tendenz nach oben ausgerechnet Unfälle in der Pflege betrifft, lässt sich wie so viele Probleme der Branche zumindest zu einem Teil auf den Mangel an Fachkräften zurückführen. Die hohe Arbeitsbelastung aufgrund von Personalmangel sorgt dafür, dass viele Pflegekräfte gestresst, überfordert und unter Zeitdruck sind. Unter diesen Bedingungen kann dann die Konzentration schon einmal nachlassen und es passieren Unfälle, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte. Mehr Arbeitsunfälle sprechen allerdings auch dafür, dass in den Einrichtungen die Präventionsmaßnahmen zur Arbeitssicherheit in einigen Fällen vernachlässigt werden.
 

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Hier ist Vorsicht geboten: Die häufigsten Unfallursachen

1. Rutsch-, Stolper- und Sturzunfälle (30,4 %)

Mit rund 30 % stehen Rutsch-, Stolper- und Sturzunfälle eindeutig an erster Stelle in der Statistik. Sei es beim Transport eines Patienten, beim Laufen über den frisch gewischten Boden oder einfach ein Stolperer über die Türschwelle: Im Pflegealltag lauern im wahrsten Sinne des Wortes überall Stolperfallen, die zum Sturz führen können. Dadurch entstehen dann oft Zerrungen, Prellungen oder in schlimmeren Fällen sogar Knochenbrüche – eine längere Krankschreibung lässt sich in solch einem Fall nicht vermeiden.

Um einem solchen Arbeitsunfall in der Pflege vorzubeugen, kannst du als Pflegekraft einiges tun. Zunächst einmal solltest du unbedingt geeignetes Schuhwerk tragen. Absätze oder rutschige Sohlen sind tabu, stattdessen solltest du auf gut sitzendes und bequeme Schuhe mit Anti-Rutsch-Sohle setzen. Modisch sieht anders aus, aber Sicherheit geht vor! Frage auch ruhig bei deinem Arbeitgeber nach, ob er für die Kosten der Arbeitskleidung aufkommt. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn diese im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung als notwendig eingestuft wurden oder wenn es eine entsprechende Klausel in deinem Arbeits- oder Tarifvertrag gibt. Ansonsten musst du leider selbst für die Kosten aufkommen.

Stürzen vorbeugen können neben einem guten Schuhwerk auch rutschhemmende Fußbodenbeläge oder Anti-Rutsch-Matten, die zum Beispiel in den Badezimmern ausgelegt werden können. Zudem sollten bei frisch gewischtem Boden auf jeden Fall Hinweisschilder aufgestellt und gefährliche Stellen (wie eine hohe Türschwelle, ein niedriger Türrahmen oder ähnliches) entsprechend auffällig gekennzeichnet sein. Ist das nicht der Fall, kann es helfen, wenn du dir die Zeit nimmst, dir wichtige Gefahrenstellen bewusst zu machen. Konkret heißt das, dass du dein tägliches Arbeitsumfeld in deiner Einrichtung oder auch in den Wohnungen deiner Patienten genau analysierst und schon im Vornherein überlegst, wo etwas passieren könnte. Das macht dich wachsamer gegenüber alltäglichen Gefahren und du vermeidest den ein oder anderen Stolperer.

2. Unfälle beim Transport bzw. im Umgang mit Menschen und Gegenständen (28,1 %)

Ein Arbeitsunfall beim Transport ist schnell geschehen: Einmal im Gewicht verschätzt und schon ist der Hexenschuss da – oder bei ständiger Überbelastung der Bandscheibenvorfall. Gerade, wenn du Patienten dabei hilfst, aufzustehen oder sich fortzubewegen, kann es schon einmal vorkommen, dass eine falsche Bewegung schwerwiegende Folgen hat. Wichtig ist es deshalb, dass du die richtigen Techniken kennst, um Patienten oder Bewohner zu unterstützen. 
Zunächst einmal solltest du immer daran denken, die Person vorzuwarnen und während des Ablaufs mit ihr sprichst, damit sie mit dir kooperieren kann und sich nicht erschrickt. Passe außerdem auf, dass sich keine Gegenstände in der Nähe befinden, die bei einer falschen Bewegung umgestoßen werden könnten. Beim eigentlichen Anheben – sei es eine Person oder ein Gegenstand – solltest du dann auf einen geraden Rücken achten und kein Hohlkreuz machen. Vertraue nicht nur auf deine eigene Körperkraft, sondern nutze auch Hilfsmittel wie das höhenverstellbare Bett. 
 

3. Unfälle beim Führen von Fahrzeugen (6,1 %)

Ein sogenannter Wegeunfall passiert dann, wenn du auf dem Weg zur Arbeit oder zurück nach Hause, beziehungsweise auf dem Weg zu einem Patienten bist und dich dort verletzt. Es handelt sich dabei meistens um Auto- oder Fahrradunfälle. Da bei solchen Wegeunfällen der Arbeitgeber in der Pflicht ist (zumindest dann, wenn du dich ohne Umwege auf dem Arbeitsweg befunden hast), zählen sie ebenfalls zu den Arbeitsunfällen.  
Um einen Wegeunfall zu vermeiden, solltest du dich selbstverständlich an die Verkehrsregeln halten, ausreichend Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern einhalten, beim Fahrradfahren einen Helm tragen und nur dann fahren, wenn du dich wach und fit fühlst. Bist du müde und unkonzentriert, kannst du schnell unaufmerksam werden und so eine gefährliche Situation herbeiführen. Steige in solch einem Fall wenn möglich auf die öffentlichen Verkehrsmittel um oder bitte jemanden, dich zu fahren.  

4. Unfälle beim Arbeiten mit Maschinen oder Werkzeugen (5,4 %)

Unfälle mit Maschinen und Werkzeugen würde man eher in einer Fabrik vermuten. Doch auch in der Pflege hast du natürlich mit solchen zu tun – zum Beispiel mit Spritzen oder anderen scharfen Gegenständen. Auch mit Hilfsmitteln wie Rollatoren oder höhenverstellbaren Betten kann es, wenn alles schiefläuft, einmal zu einem Unfall kommen. Das müssen natürlich keine lebensbedrohlichen Situationen sein, aber auch ein eingeklemmter Finger oder Fuß kann sehr unangenehm sein. Verliere hier trotz der sich nach einiger Zeit einstellenden Routine nie die Achtsamkeit und informiere dich vor der Bedienung von Technik oder anderen Hilfsmitteln immer über deren korrekte Bedienung.

5. Gewalt, Angriffe oder Bedrohungen durch andere Personen (5,2 %)

Bei der Arbeit mit Menschen stellen diese auch immer ein gewisses „Berufsrisiko“ dar. Besonders in der Pflege, wo du oft mit Menschen in Ausnahmesituationen arbeitest, kann es schon einmal vorkommen, dass du auch körperlich angegriffen wirst. Das kann zum Beispiel passieren, wenn ein Patient oder eine Patientin unter Alkohol- oder Drogeneinfluss steht, unter einer psychischen Krankheit leidet oder einfach wütend über seine oder ihre Situation ist. Auch Kolleginnen oder Kollegen können in bestimmten Umständen natürlich handgreiflich werden.
In solchen Fällen solltest du Deeskalationstechniken anwenden, um eine gefährliche Situation zu vermeiden. Dazu gehört es zum Beispiel, ruhig zu bleiben und dem Patienten das Gefühl zu geben, dass du ihn ernst nimmst.

→ Hier findest du weitere Tipps zum Umgang mit aggressiven Patienten
 

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6. Sonstige Unfälle (24,8 %)

Neben den Klassikern gibt es im Pflegealltag noch viele andere Risiken, die du mit den richtigen Vorkehrungen verringern kannst. Dazu gehört die Ansteckung mit Krankheiten (auch wenn Infektionskrankheiten für Pflegekräfte als Berufskrankheit und nicht als Arbeitsunfall gelten). Trage deshalb immer angemessene Schutzkleidung, wenn du mit möglicherweise ansteckenden Patienten oder deren Körperflüssigkeiten in Kontakt kommst, und desinfiziere dir regelmäßig die Hände sowie Arbeitsflächen und Hilfsmittel. Zudem ist beim Umgang mit Medikamenten Vorsicht geboten: Verkleinere Tabletten immer mit einem geschlossenen Mörser, um keine Partikel einzuatmen. 
 
Auch wenn du besonders gut aufpasst, kannst du natürlich nicht ausschließen, dass dir bei der Arbeit ein Unfall passiert. In solch einem Fall solltest du schnell handeln: Wenn du dich verletzt hast, konsultiere auf jeden Fall einen Arzt und lasse dich behandeln. Gebe dann gleich deinem Arbeitgeber Bescheid, falls du deshalb nicht mehr arbeitsfähig bist oder bei einem Wegeunfall gar nicht erst zur Arbeit kommen kannst. Auch wenn du durch deinen Unfall nicht arbeitsunfähig geworden bist, solltest du innerhalb von drei Tagen deinen Arbeitgeber darüber informieren. Denn dieser gibt die Information dann weiter an die Unfallversicherung, bei der du über deine Einrichtung versichert bist. Sollte es sich um einen Arbeitsunfall handeln, kommt diese dann für eventuelle Behandlungen auf. Achtung: Hast du fahrlässig gehandelt und zum Beispiel falsches Schuhwerk getragen oder andere Hinweise missachtet, die du in deiner Arbeitssicherheitsunterweisung gelernt hast, kann es sein, dass die Versicherung nicht bezahlt!
 

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Häufige Fragen 🔍

Was sind typische Arbeitsunfälle in der Pflege?

Zu den häufigsten Unfällen in der Pflege gehören Rutsch-, Stolper- und Sturzunfälle. Dicht darauf folgen Unfälle beim Transport bzw. im Umgang mit Menschen und Gegenständen.


Wie viele Arbeitsunfälle gibt es in der Pflege?

Im Vergleich mit der Gesamtwirtschaft liegt die Zahl der Unfälle in der Pflege im Durchschnitt. Laut einer Statistik aus dem Jahr 2017, die nicht staatliche ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen betrachtet, kamen in Deutschland auf 1.000 Vollbeschäftigte 21,4 Arbeitsunfälle. Allerdings kann man eine leichte Steigerung zwischen den Jahren 2007 und 2017 feststellen. 


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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.