Eine Pflegerin beugt sich über das Bett einer Patientin

Verfasst von Sarah Derkaoui|Veröffentlicht am 08.09.2022

Außerklinische Intensivpflege: 6 Vorteile für Pflegekräfte

Ist die ambulante Intensivpflege etwas für dich?

Ruhiger, persönlicher, flexibler – die außerklinische Intensivpflege genießt unter vielen Pflegekräften einen ziemlich guten Ruf. Aber ist die ambulante Intensivpflege auch etwas für dich? Und vor allem: Wie sieht es mit den nötigen Voraussetzungen und dem Verdienst aus? In diesem Artikel liest du die Antworten auf diese Fragen. Plus: Wir haben die Vor- und Nachteile der Arbeit in der außerklinischen Beatmungs- und Intensivpflege für dich gecheckt.

Was ist außerklinische Intensivpflege?

Außerklinische Intensivpflege meint die Betreuung von schwerstpflegebedürftigen Menschen außerhalb von Klinik und Krankenhaus. Die ambulante Intensivpflege findet dabei im häuslichen Umfeld statt – entweder bei den Patient:innen zu Hause oder in einer Wohngemeinschaft für Intensivpflege. 

Im Gegensatz zur Intensivstation im Krankenhaus bietet dir die ambulante Intensivpflege die Chance, dich engmaschig täglich um dieselben Patienten zu kümmern. Unter Umständen kannst du dabei eine sehr persönliche Pflegebeziehung aufbauen. Doch nicht alle Patienten und Patientinnen werden dir ihre Dankbarkeit für deine Unterstützung zeigen können: Die Menschen, die du betreust, sind intensivpflegebedürftig und in manchen Fällen nicht ansprechbar. Sie werden dauerhaft oder zeitweise maschinell beatmet oder sind tracheotomiert. 

Ganz wichtig: Die Arbeit in der ambulanten Intensivpflege erfordert ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Denn deine Hauptaufgabe ist es, jederzeit sofort die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, falls es zu einer lebensbedrohlichen Situation kommt.  

Die Voraussetzungen: Wer darf in der außerklinischen Intensivpflege arbeiten?

Im Bereich der Intensivpflege stehen Leben und Tod besonders nah beieinander. Abgesehen von bestimmten fachlichen Voraussetzungen solltest du deshalb auch bestimmte persönliche Merkmale mitbringen, wenn du dich für diesen Weg entscheidest. Beginnen wir mit Ersteren.

Weiterbildungen zur Fachkraft für außerklinische Intensivpflege (und Heimbeatmung) richten sich an Pflegekräfte, die eine dreijährige Ausbildung hinter sich haben. Praktische Berufserfahrung ist in den meisten Fällen keine Grundbedingung mehr.

Gut zu wissen: Eine solche Fachweiterbildung kannst du in der Regel berufsbegleitend absolvieren. Die meisten Anbieter bieten Modelle mit Präsenz- und Selbstlernphasen an. Innerhalb der zwei Jahre dauernden Weiterbildung beschäftigst du dich mit Themen wie Beatmung, Trachealkanülenmanagement, Sekretmanagement und Notfallmanagement. Das erworbene Wissen kannst du außerdem in Praxiseinsätzen einbringen. 

Wenn du dir Stellenanzeigen zum Beruf ‘Pflegefachkraft außerklinische Beatmung/ Intensivpflege’ ansiehst, wirst du allerdings schnell merken: Für viele Arbeitgeber ist eine bereits absolvierte Weiterbildung in diesem Bereich kein Muss – oder der Arbeitgeber bietet dir die Möglichkeit zur Weiterbildung selbst an. 

Noch ein kurzes Wort zu den persönlichen Eigenschaften, die du im Bereich der außerklinischen Intensivpflege brauchst. Die enge Betreuung der Patienten erfordert ein hohes Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen. Alles andere hast du als erfahrene Pflegekraft ohnehin in petto: Eigenverantwortung, Zuverlässigkeit und eine gewissenhafte Arbeitsweise.

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Wie funktioniert Ambulante Intensivpflege und welche Aufgaben hast du als Pflegekraft?

Ein wesentlicher Faktor, der außerklinische Intensivpflege vom Pflegealltag auf der Intensivstation unterscheidet, ist Zeit. Kümmerst du dich 1:1 und in einer häuslichen Umgebung um einen Patienten, kannst du pflegerische Maßnahmen präzise an den Bedürfnissen deines Schützlings ausrichten – und die Versorgung mit der nötigen Ruhe angehen.

Dasselbe gilt, wenn du Teil eines Teams bist, das sich um eine Intensivpflege-Wohngemeinschaft kümmert. Fernab von der Hektik auf der Station, geht es darum, die schwerstpflegebedürftigen Patienten und Patientinnen mit viel Zuwendung und Empathie kompetent zu versorgen.

Deine wichtigste Aufgabe: Das Sicherstellen einer optimalen Versorgung der Intensivpflegebedürftigen. 

Dazu gehören folgende Aspekte:

  • Kontrolle der Beatmung der Patient:innen und Messen des Sauerstoffgehalts

  • Überwachen der Vitalparameter

  • Pflegen der Magensonde

  • Verabreichung von Medikamenten und Trinknahrung

  • Absaugen von Atemwegssekreten


Auch die Maßnahmen der Grundpflege nach SGB XI und der medizinischen Behandlungspflege nach SGB V gehören zu deinem Aufgabenbereich in der außerklinischen Intensivpflege:

  • Wundversorgung und der Wechsel von Verbänden

  • Krankenbeobachtung und Medikamentengabe

  • Messung von Blutdruck- und Blutzucker

  • Durchführung von intramuskulären und subkutanen Injektionen

  • Unterstützung bei der Körperpflege und Mobilität


Welche Möglichkeiten gibt es, in der außerklinischen Intensivpflege zu arbeiten? 

Du möchtest intensivpflegebedürftige Menschen gerne dabei unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Außerdem hast du genug vom stressigen Klinikalltag und würdest gerne in einem familiären Umfeld arbeiten? In der außerklinischen Intensivpflege kannst du dich zwischen verschiedenen möglichen Einsatzorten entscheiden.

1:1 Betreuung:

Der Begriff sagt es schon – in der Regel bekommst du bei der 1 zu 1 Intensivpflege einen Patienten pro Dienst zugeteilt. Insgesamt kümmerst du dich maximal um zwei bis drei Patienten, in deren Leben du einen festen Platz einnimmst. Die Versorgung findet dabei in der häuslichen Umgebung der Pflegebedürftigen statt. Du begleitest die Patient:innen in ihrem Alltag und hilfst ihnen dabei, ihr Leben so selbstbestimmt wie möglich zu gestalten. 


Wohngemeinschaften für Intensivpflege:

In solchen Wohngemeinschaften leben Menschen zusammen, die engmaschig intensive Pflege benötigen. Als Teil eines Pflegeteams bist du für die Versorgung der Patienten zuständig. Damit eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung sichergestellt werden kann, werden die Dienste oft in Schichten organisiert. Der Personalschlüssel in Beatmungs-WG’s stellt sicher, dass eine Fachkraft in der Regel maximal drei Kund:innen betreut.


Tätigkeit als Springer:

Flexibilität und Eigenverantwortung gehört zu deinen absoluten Stärken? Und der immergleiche Alltagstrott ist für dich ein absoluter Motivationskiller? Dann ist eine Tätigkeit als Springer vielleicht das Richtige für dich. Wirst du als Springer in der außerklinischen Intensivpflege eingesetzt, lernst du immer wieder neue Menschen, Umgebungen und Aufgaben kennen. Du kannst auf diese Weise sowohl in die 1:1 Versorgung, als auch in Intensivpflege-WG’s hineinschnuppern und viele wertvolle Erfahrungen sammeln. 


Was verdient man in der außerklinischen Intensivpflege?

Laut verschiedenen Online-Gehaltsportalen verdienen ausgebildete Pflegefachkräfte für außerklinische Intensivpflege durchschnittlich 3.700 Euro brutto im Monat. Besonders gut werden Intensiv-Pflegefachkräfte in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern bezahlt. Dort liegt das Brutto-Monatsgehalt zwischen 3.900 und 4.090 Euro brutto monatlich. 

Übrigens: Bei häuslichen Pflegediensten ist die Bezahlung oft Verhandlungssache. Mit entsprechenden Qualifikationen und etwas Verhandlungsgeschick ergibt sich so unter Umständen ein besseres Gehalt als im Krankenhaus.

Durchschnittsgehalt in der ambulanten Intensivpflege

Das Gehalt liegt bei

3.700 € pro Monat

Ambulante Intensivpflege: Die Vorteile & Nachteile für Pflegekräfte

Sehen wir uns zum Abschluss noch kurz an, welche Vor- und Nachteile die Arbeit in der außerklinischen Intensivpflege für dich als Pflegekraft mit sich bringt.

Die Vorteile der ambulanten Intensivpflege

  • du baust eine intensive und persönliche Beziehung zu Patient:innen und deren Angehörigen auf

  • du kannst dir die nötige Zeit für eine bedarfsgerechte Betreuung nehmen

  • du handelst eigenverantwortlich und siehst die Früchte deiner Arbeit jeden Tag

  • du hast planbare Dienstzeiten

  • du kannst Aufstiegsmöglichkeiten (z.B. zur Teamleitung in einer Beatmungs-WG) nutzen

  • dein Arbeitsalltag ist deutlich entschleunigt


Die Nachteile der ambulanten Intensivpflege

  • wenn du Abwechslung magst, kann die ambulante Intensivpflege dir eventuell auf Dauer zu langweilig werden

  • da du meist täglich die gleichen Aufgaben erledigst, vermisst du langfristig vielleicht höhere fachliche Anforderungen


Fazit: Außerklinische Intensivpflege steht für einen ruhigeren Pflegealltag

In diesem Artikel haben wir dir gezeigt, was eine Tätigkeit in der ambulanten Intensivpflege im Alltag bedeutet. Eines ist jedenfalls sicher: Mit der Arbeit auf einer Intensivstation im Krankenhaus hat Intensivpflege im Privathaushalt oder in Beatmungs-WG’s wenig zu tun. Wenn dir der persönliche Aspekt und eine enge Beziehung zu Patienten wichtig sind, solltest du dir das Berufsbild der Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung vielleicht genauer ansehen.