Ein Patient hält eine kleine Hantel

Verfasst von Elisabeth Felde|Veröffentlicht am 23.12.2020

Berufsbild Ergotherapeut

Kreativ sein, musizieren, sich bewegen: Der vielfältige Job als Ergotherapeut

Heutzutage gibt es immer mehr gesundheitliche Einschränkungen, von denen Menschen betroffen sind, die in verschiedene Bereiche eingegrenzt werden können. So kann man in der Motorik, in der Mobilität, oder anderweitige Einschränkungen haben. Mittlerweile gibt es zahlreiche Ansätze, derartige Probleme verringern oder gar beheben können. Als Ergotherapeut hat man eine Auswahl zwischen vielen Therapiemethoden und kann dabei kreativ werden. Zudem gibt es Studien, die belegen, dass die klassische Gesprächstherapie allein oder rein medikamentöse oder operative Behandlungen nicht ausreichen, um die Gesundheit des Einzelnen ganzheitlich zu fördern. Zusätzliche Therapien wie die Ergotherapie können erfolgreich unterstützend wirken.
 

Was macht ein/e Ergotherapeut:in?

Als Ergotherapeut bzw. Ergotherapeutin wendet man handwerklich gestalterische Techniken an, um Menschen aller Altersstufen zu therapieren. Der/die Ergotherapeut:in regt die Patienten meist an, sich Gedanken zu einer bestimmten Thematik zu machen und diese dann aktiv auf z.B. kreative Art und Weise auf ein Bild oder eine Ton Figur zu projizieren.


Diese Methoden und Übungen der Ergotherapie können sowohl in Einzel- als auch Gruppentherapien stattfinden. Meistens finden insbesondere die kreativen Therapieansätze jedoch in kleineren Gruppen statt. 

Zu Beginn und bevor eine geeignete Therapiemethode für den/die Patient:in und dessen/deren Krankheitsbild ausgewählt wird, wird eine ergotherapeutische Diagnostik durchgeführt. Anschließend werden individuelle Therapiepläne erstellt und die Behandlungen mit Einsatz von passenden Hilfsmitteln vom Ergothereapeuten oder der Ergotherapeutin durchgeführt. Die Handlungen und Ereignisse im Rahmen der Therapie werden anschließend reflektiert und dokumentiert. Auf diese Weise können Fortschritte und die Entwicklung auf verschiedenen Ebenen (psychisch, körperlich, seelisch…) festgehalten werden. 
 

Ziele der Ergotherapie

Mit einer Ergotherapie können verschiedene Ziele verfolgt und erreicht werden. Dabei gibt es Ergotherapie im beruflichen, sozialen oder rehabilitativen Rahmen. Dabei soll eine größtmögliche Selbstständigkeit der betroffenen Menschen im beruflichen, schulischen und häuslichen Leben erreicht werden. Sowohl mit Patienten mit physischen als auch rein psychischen oder Problemen auf beiden Ebenen profitieren von der Ergotherapie. Weitere Ziele können dabei sein:

  • Schmerzarme Bewegungen durch das Üben entlastender Bewegungsabläufe
  • Das Umtrainieren der Gebrauchshand (z.B. wenn eine Hand durch einen Unfall nicht mehr funktionsfähig ist und die freie Hand intensiver beansprucht werden muss)
  • Die Erweiterung des gesamten Bewegungsausmaß
  • Training der sensorischen und motorischen Fähigkeiten
  • Training bei Körperwahrnehmungsstörungen
  • Training bei neuropsychologischen Störungen wie z.B. der Sinneswahrnehmung
  • Orientierung im Raum (Propriozeption)
  • Training der Selbstständigkeit im Alltag (An- und Entkleiden, Körperpflege, Nahrungsaufnahme, Einsatz von Hilfsmitteln)
  • Lese- und Schreibschwäche
  • Therapie körperlicher und geistiger Behinderungen
  • Therapie von Lese- Rechtschreibschwäche
  • Therapie bei Körperschemastörungen (z.B. verursacht durch eine Essstörung)
  • Burn Out – Therapie oder Stressbewältigung

Je nach Einrichtung und dem jeweiligen Patientenklientel, variieren die Ziele und Therapiemethoden.

Wie komme ich zum Beruf als Ergotherapeut:in? Die Ausbildung

Ausbildungsplätze im Bereich der Ergotherapie werden an Schulabgänger mit mittlerem Bildungsabschluss oder gleichwertiger Vorbildung vergeben. Doch auch Schüler und Schülerinnen mit Hauptschulabschluss können eine Zulassung bekommen, wenn sie bereits übere eine Berufsausbildung von mindestens zwei Jahren verfügen. Von Einrichtung zu Einrichtung kann es zudem weitere individuelle Aufnahmekriterien geben (Praktika, FSJ, Aufnahmetests…).

Die Ausbildung zum Ergotherapeuten dauert in der Regel drei Jahre. Absolvierst du deine Ausbildung an einer Schule, die an eine Uniklinik in öffentlicher Trägerschaft oder ein kommunales Krankenhaus angeschlossen ist, bekommst du im ersten Ausbildungjahr ein Gehalt von 990 Euro brutto, im zweiten Jahr 1.045 Euro und im dritten Ausbildungshahr 1.120 Euro. Du schließt die Ausbildung mit einem Staatsexamen ab und hat außerdem die Möglichkeit, ein Studium in dem Bereich zu absolvieren.

Da die Arbeit als Ergotherapeut sehr praktisch orientiert ist, solltest du zunächst die Ausbildung vollenden. Im Studium liegt der Fokus mehr auf der wissenschaftlichen Ebene.

Die Ausbildung besteht aus theoretischem Unterricht und praktischen Einsätzen in Form von Blockpraktika. In den theoretischen Anteilen gibt es Unterricht in den Fächern Deutsch, Sozialkunde, Wirtschaft, medizinische Grundlagen (wie z.B. Erste-Hilfe), Psychologie, Pädagogik, ergotherapeutische Therapieverfahren (Werken, Textiles Gestalten, Bewegungstherapie) und die psychosoziale Schulung (z.B. Umgang mit ADHS-Patienten). Außerdem wird gelernt, wie man in der Mobilität eingeschränkte Patienten wieder körperlicher Aktivität annähert.
 

Was sind Voraussetzungen für den Beruf? Deine kreative und soziale Ader ist gefragt!

Wer sich dazu entschließt, eine Ergotherapie-Ausbildung zu machen, sollte Spaß am kreativen Arbeiten haben und auch ein gewisses Maß an künstlerischer und musikalischer Begabung, Erfahrung und Begeisterung mitbringen. Außerdem sollte man, um in der Ergotherapie zu arbeiten, kommunikativ und anderen Menschen gegenüber aufgeschlossen sein. Der Job verlangt auch viel Geduld, insbesondere bei psychisch eingeschränkten Menschen.

Zudem verlangt der Beruf Flexibilität und Spontanität, vor allem, wenn man merkt, dass die bislang geplanten Therapiekonzepte doch nicht zur aktuellen Situation des Patienten passen. In dem Fall muss man schnell Umdenken und umplanen können, um die Stunde an den Gemütszustand des Patienten anpassen zu können.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Ergotherapeut:innen werden heutzutage immer mehr gefragt. Von daher stehen die Jobchancen Ergotherpeut:in sehr gut. In folgenden werden Therapeut:innen i.d.R. eingesetzt:

  • Psychiatrische Einrichtungen
  • Therapiezentren
  • Behinderten-Werkstätten
  • Förderschulen
  • Im Krankenhaus
  • In großen Firmen (therapeutische Betreuung der Arbeitnehmer, Stressbewältigung)
  • Soziale Einrichtungen, Heime
  • Suchtkliniken
  • Frühförderzentren
  • Ergotherapeutischen praxen

Die Vergütung variiert meistens von Einrichtung und Einrichtung und konkreter Position. Meistens beläuft es sich zwischen 1900€ und 2700€ Brutto. Bei Verselbstständigung ist es häufig höher.