Ein medizinisches Team steht im Kreis und streckt die Hände in die Mitte

Verfasst von Sarah Derkaoui|Veröffentlicht am 28.02.2022

Berufsverband Pflege: Das sind die Vorteile für Pflegekräfte

Was macht ein Berufsverband und was bringt die Mitgliedschaft?

Als Pflegekraft hast du sicher schon von Berufsverbänden für die Pflege gehört. Doch welche Aufgaben haben diese eigentlich, wie viele gibt es und vor allem: Lohnt sich eine Mitgliedschaft, wenn du dich für mehr Mitspracherecht und eine bessere Arbeitssituation in deiner Branche einsetzen möchtest? Darum geht es in diesem Artikel.

Berufsverband Pflege: Welche Aufgaben haben Pflegeverbände?

Berufsverbände sind in Deutschland wichtige Institutionen, die sich öffentlich, frei und unabhängig für die Interessen ihres Berufsstandes einsetzen. Rechtlich gesehen handelt es sich meistens um Vereine. In erster Linie haben sie die Funktion eines Sprachrohrs, da sie in der Öffentlichkeit die Interessen ihrer Mitglieder vertreten. In dieser Rolle stehen sie Akteuren wie Regierung, Behörden, Arbeitgebern und Auftraggebern gegenüber. 

Dieselben Aufgaben gelten auch für Pflegekräfte:

  • Bessere Interessenbündelung von Angehörigen des Pflegeberufs
  • Wirkungsvolle Vertretung dieser Interessen in der Öffentlichkeit

Damit Pflegeverbände die Belange ihrer Mitglieder durchsetzungsstark vertreten können, brauchen sie allerdings Durchschlagskraft, d.h. viele Mitglieder. Und hier bist du gefragt, denn daran mangelt es aktuell leider noch. Der größte Berufsverband für die Pflege (DBfK) umfasst etwa 20.000 Mitglieder – nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland ca. 1,9 Millionen Pflegekräfte gibt.

Aus welchen Gründen eine Mitgliedschaft sich sonst noch für dich lohnt und welche Pflegeverbände es noch gibt, verraten wir dir übrigens weiter unten im Artikel.

Mitgliederunterstützung & Co.: Das macht ein Berufsverband noch

Neben ihrer Hauptaufgabe – der Öffentlichkeitsarbeit – stehen Pflegeverbände ihren Mitgliedern auch in vielen weiteren Aspekten ihres beruflichen Alltags bei. 

Dazu gehören je nach Verband folgende Angebote:

  • Fachlicher Austausch im Rahmen von Mitgliedertreffen und -versammlungen

  • Rechtliche und berufliche Beratung

  • (Weiter-)Bildungsangebote wie z.B. Fachtagungen

  • Berufshaftpflicht- und Rechtsschutzversicherung

  • Aktuelle Informationen zu Entwicklungen in der Pflege in Form von Mitgliederzeitungen


Welche Berufsverbände gibt es in der Pflege: Die Liste

Der größte Berufsverband für die Pflege, der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), umfasst etwa 20.000 Mitglieder. Doch es gibt eine ganze Reihe weiterer, meist spezialisierter Pflegeverbände:

  • den Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz mit etwa 20.000 Mitgliedern

  • den Deutschen Hebammen Verband (DHV) mit etwa 19.000 Mitgliedern

  • den Deutschen Pflegeverband (DPV) mit etwa 5.000 Mitgliedern

  • den Deutschen Berufsverband für Altenpflege (DBVA) mit etwa 2.000 Mitgliedern

  • den Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland mit etwa 1.500 Mitgliedern

  • den Berufsverband Pflegemanagement mit etwa 1.000 Mitgliedern

  • weitere Pflege-Berufsverbände wie z.B. der Katholische Pflegeverband.


Warum sind Pflegeverbände wichtig?

Die kurze Antwort: Sie machen sich für deine Belange als Pflegekraft stark und unterstützen dich nicht nur rechtlich, sondern auch fachlich durch die Bereitstellung von Weiterbildungsangeboten. 

Doch es gibt da ein Problem. Nicht einmal zehn Prozent der fast zwei Millionen Pflegefachkräfte in Deutschland sind Mitglied in einem Berufsverband. Damit Pflegeverbände sich besser für das Ansehen und die Professionalisierung des Pflegeberufs einsetzen können, sind sie allerdings auf eine starke Mitgliederbasis angewiesen. So können sie neben den Pflegeberufekammern und den Gewerkschaften wichtige Aufgaben für die Pflegenden übernehmen. 

Wir zeigen dir kurz, worin sich die Aufgabenschwerpunkte dieser Institutionen unterscheiden und kommen im nächsten Abschnitt dazu, wie du als Pflegekraft konkret von Pflegeverbänden profitieren kannst.

Pflegeverbände, Pflegekammern und Gewerkschaften: Wer macht was? 

 

  • Pflegekammern sind für den Erlass von Berufsordnungen zuständig und sollen Qualitätsstandards für den Pflegeberuf festlegen. Das Ziel ist die Sicherstellung einer qualitativen pflegerischen Versorgung der Pflegebedürftigen im Bundesland des jeweiligen Zuständigkeitsbereichs. Damit das rechtlich funktioniert, überträgt der Staat bestimmte Regelungsaufgaben an die Kammer. Außerdem sind Berufsangehörige zur Mitgliedschaft verpflichtet. Allerdings gibt es in der Mehrheit der Bundesländer aktuell keine Pflegekammern.


    Kritik: Viele Pflegekräfte kritisieren die Zwangsmitgliedschaft in einer Pflegekammer. Denn ein Ziel der Kammer ist die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten. Davon fühlen sich viele Pflegende unter Druck gesetzt, da sie die Rahmenbedingungen (Personalmangel, Überstunden, etc.) nicht beeinflussen können.
  • Gewerkschaften werden in der Öffentlichkeit vor allem dann sichtbar, wenn es um Tarifverhandlungen mit Arbeitgebern geht – du erinnerst dich sicher noch an den Pflegestreik im Herbst 2021 in Berlin. In erster Linie geht es Gewerkschaften darum, eine faire Vergütung und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder auszuhandeln. Um ihre Forderungen durchzusetzen, können sie auch zu Streiks aufrufen.


    Kritik: Der Einfluss von Gewerkschaften ist nur so stark, wie die Anzahl der Beschäftigten, die durch sie repräsentiert werden. Trotz Bochumer Bund und ver.di hapert es daran in der Pflege aktuell noch gewaltig.
     
  • Pflegeverbände, insbesondere der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) versuchen, sich in Politik und Gesellschaft für das Ansehen des Pflegeberufs stark zu machen. Sie treiben Innovation und Weiterentwicklung des Pflegeberufs voran, indem sie neue pflegerische Konzepte erproben. Mitglieder profitieren außerdem von der rechtlichen Unterstützung, den Vernetzungsmöglichkeiten und den Angeboten zur fachlichen Weiterbildung.


    Kritik: Hier gilt dasselbe wie für die Gewerkschaften. Du kennst die Argumentation vielleicht aus deinem Kollegenkreis. Einerseits wird die mangelnde Durchschlagskraft der Berufsverbände als Gegenargument für eine Mitgliedschaft angeführt. Andererseits wird dabei oft vergessen, dass sich erst durch eine hohe Mitgliederzahl der Organisationsgrad der Pflegenden erhöhen und somit für wesentlich mehr Einfluss in Politik und Gesellschaft sorgen würde. Die Katze beißt sich quasi in den Schwanz. 

Damit du in Zukunft ein paar Gegenargumente parat hast, wenn es auf der Station mal wieder darum geht, ob es sich eine Mitgliedschaft in einem Berufsverband lohnt, haben wir die wichtigsten Vorteile für dich aufgelistet.

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5 Vorteile eines Pflege-Berufsverbands

Als Mitglied in einem Pflegeverband profitierst du von einigen ganz konkreten Vorteilen, die sowohl berufliche, als auch persönliche Aspekte betreffen.

1. Versicherungsschutz


Verbände wie der DBfK bieten ihren Mitgliedern eine Berufshaftpflicht- und eine Rechtsschutzversicherung. Mit ersterer bist du als Pflegefachkraft abgesichert, falls dir ein Fehler unterlaufen sollte. Ohne Berufshaftpflichtversicherung kann es dazu kommen, dass du in einem solchen Fall mit deinem gesamten Vermögen haften musst. 

Mit der Rechtsschutzversicherung kannst du dir im Notfall juristischen Beistand holen, auch dann, wenn ein Gerichtsverfahren nötig werden sollte.

2. Individuelle Beratung zu rechtlichen und beruflichen Fragen


Du hast Fragen zu deinem neuen Arbeitsvertrag oder benötigst Informationen zu beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten und Fördermitteln? Als Mitglied eines Pflegeverbands kannst du dich individuell zu diesen und weiteren Themen beraten lassen. Auch, wenn du z.B. überlegst, einen eigenen Pflegedienst zu gründen, stehen die Mitarbeiter des Pflegeverbands dir beratend zur Seite.

3. Netzwerk aus Gleichgesinnten und viele Möglichkeiten, sich einzubringen

Als Mitglied eines Pflegeverbands kannst du dich persönlich für Themen im Pflegeberuf einsetzen, in denen du dir eine Veränderung wünschst. Besuche die Mitgliederversammlungen oder kandidiere sogar für eine Position innerhalb des Pflegeverbands, mit der du berufspolitisch etwas bewegen kannst.

Engagierst du dich zudem in Arbeitsgruppen oder regionalen Netzwerken deines Pflegeverbands, kannst du dich mit anderen Pflegenden austauschen. Das ist nicht nur toll, um Kontakte mit gleichen Interessen zu knüpfen, sondern legt auch den Grundstein für die Weiterentwicklung des Pflegeberufs.

4. Bildungsangebote und fachlicher Vorsprung


Eine der wichtigsten Aufgaben von Pflegeverbänden ist es, neue Konzepte und Entwicklungen im Pflegeberuf auszutesten und voranzutreiben. Als Mitglied in einem Pflegeverband bleibst du in Bezug auf Trends und fachliche Neuerungen in der Pflege immer up-to-date. 

Die meisten Pflegeverbände haben eine Mitgliederzeitschrift, versenden zusätzlich Newsletter und führen Veranstaltungen durch. Durch eine Reihe von Fort- und Weiterbildungsangeboten, Seminaren und Fachtagungen bekommst du außerdem die Möglichkeit, dein pflegefachliches Wissen stets aktuell zu halten.

5. Preisvorteile für Mitglieder


Bist du Mitglied im DBfK, erhältst du bei verschiedenen Anbietern vergünstigte Konditionen und Rabatte. Nutze beispielsweise die Pflege-Fortbildungen von Bibliomed Campus mit einem Rabatt von 20 % oder lese verschiedene Fachmagazine zu günstigeren Preisen. Auch für Veranstaltungen verschiedener Bildungsträger gelten Sonderkonditionen für Mitglieder. 

Berufsverband Pflege: Fragen zur Mitgliedschaft

Du interessierst dich für eine Mitgliedschaft in einem Pflegeverband und möchtest wissen, wie man Mitglied wird? Das ist ziemlich unkompliziert. Die meisten Pflegeverbände bieten die Möglichkeit, online einen Mitgliedsantrag auszufüllen und abzusenden. Alternativ kannst du diesen auch ausdrucken und per Post versenden. 

Wie viel kostet die Mitgliedschaft in einem Pflegeverband? Beim DBfK und dem Deutschen Pflegeverband (DPV) liegen die monatlichen Beiträge abhängig vom Brutto-Gehalt zwischen 11 und 31 Euro. Geringfügig Beschäftigte, Schüler und Studenten zahlen einen ermäßigten Beitrag. Wir finden: Angesichts der vielen Vorteile ist das ziemlich fair.

Fazit: Ein Berufsverband in der Pflege ist nur so stark, wie seine Mitglieder

Als größte Berufsgruppe im Gesundheitssystem brauchen Pflegekräfte endlich eine schlagkräftige Interessenvertretung, die sich wirkungsvoll für ihre Belange einsetzt. Das funktioniert aber nur, wenn Pflegeverbände sich auf eine hohe Anzahl an Mitgliedern berufen können.

Erst, wenn mehr Pflegekräfte erkennen, wie wichtig berufspolitisches Engagement wirklich für die Zukunft der Pflege ist, wird die Pflege eine starke Stimme haben. Daran können wir gemeinsam arbeiten.