Work Life Balance in der Pflege

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 12.08.2020

Bye bye Überstunden: Work-Life-Balance in der Pflege

Wie du für einen besseren Ausgleich sorgst

Was ist Work-Life-Balance für dich: Deine Arbeitszeiten so legen zu können, dass du Familie und Job vereinbaren kannst? Jedes Jahr zwei Wochen nach Thailand in den Urlaub fliegen zu können? Die Gewissheit, dass du in der Frühschicht wirklich um 14 Uhr Feierabend hast und keine Überstunden schieben musst? Für jeden sieht Work-Life-Balance anders aus. Vor allem das macht es so schwierig, einen Arbeitgeber zu finden, der das bieten kann, auf das man Wert legt – und das auch noch in der Pflege, wo Work-Life-Balance für viele ein Fremdwort ist.

Die richtige Balance finden

Als Work-Life-Balance bezeichnet man das Verhältnis aus Arbeit und Privatleben. Hat man eine gute Work-Life-Balance, dann bedeutet das, dass man auch nach der Arbeit noch Zeit und Energie für Hobbys, die Familie oder wichtige Verpflichtungen hat  – Arbeit und Freizeit sind quasi im Einklang.
 

Das ist kein Luxus, sondern trägt dazu bei, dass deine geistige und körperliche Gesundheit langfristig erhalten bleiben. Denn zu viel Arbeit kann schnell zu physischer Überlastung oder psychischen Krankheiten wie Burnout führen. Pflegekräfte sind von letzterem besonders betroffen und sollten deshalb auf einen guten Ausgleich neben dem Beruf achten.


Daran merkst du, dass du zu viel arbeitest:

  • Du schiebst Pausen während der Arbeit auf oder lässt sie sogar ausfallen
  • Du sagst oft Verabredungen mit Familie oder Freunden ab, weil du zu müde bist oder unerwartet länger arbeiten musst
  • Du hast Angst davor zur Arbeit zu gehen 
  • Du bist häufig ohne erkennbaren Grund gereizt
  • Du musst dich oft krankmelden
  • Du bist pessimistisch und negativ

 

Work-Life-Balance in der Pflege: Warum ist es so schwierig?

Arbeitnehmer:innen wie Arbeitgeber sind daran interessiert, dass Mitarbeiter:innen eine gute Work-Life-Balance haben. Schließlich arbeiten zufriedene Menschen besser und bleiben durchschnittlich auch länger in ihrer Stelle. Warum aber ist es dann vor allem für Pflegekräfte so schwierig, einen guten Ausgleich zu finden? Die Antwort liegt eigentlich auf der Hand: In den meisten Fällen ist der Fachkräftemangel schuld. Selbst wenn Einrichtungen ihrem Pflegepersonal bessere Arbeitszeiten bzw. Arbeitszeitmodelle, weniger Überstunden und mehr Urlaub bieten möchten, so ist das nicht möglich, wenn die Arbeit dann im Arbeitsalltag liegen bleibt und niemand einspringen kann.

Gerade in der Pflege ist das nämlich ein großes Problem: denn schließlich geht es hier nicht wie in vielen Bürojobs um Papierkram, den man einfach mal liegen lassen kann, wenn man früher nach Hause möchte. In einem Pflegeberuf im Krankenhaus oder einem Pflegeheim muss erledigt werden, was täglich (und natürlich auch nachts) anfällt – schließlich geht es hier im schlimmsten Fall um Leben und Tod. Wenn es sein muss, muss also jemand länger dableiben, wenn nicht alles geschafft ist oder es einen Notfall gibt. Dazu kommen der belastende Schichtdienst und der Bereitschaftsdienst, welche einen geregelten Tagesablauf erschweren. Die Work-Life-Balance kann da schon einmal auf der Strecke bleiben.

Du willst dich einer neuen beruflichen Herausforderung stellen?

Um den Mitarbeitern trotz der schwierigen Ausgangslage bessere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, gibt es einige Möglichkeiten. Eine davon ist das Teilzeitmodell. Von diesem profitieren meistens Personen, deren Partner:innen Vollzeit arbeitet. Alleinstehende können vor allem in Großstädten von dem Teilzeitlohn oft nicht leben. Auch Gleitzeit ist ein beliebtes Mittel, um für mehr Flexibilität in den Arbeitszeiten zu sorgen. 

Wer eine Familie hat, profitiert bei Arbeitgebern, die sich um die Kinderbetreuung kümmern. So haben manche Einrichtungen eine eigene Kindertagesstätte oder Ferienbetreuung oder helfen bei der Suche nach Betreuung. Für Eltern ist das eine große Erleichterung und spart organisatorischen Stress, weil Arbeitgeber und Betreuer:innen zusammenarbeiten. Ebenso wichtig wie die Kinderbetreuung ist ein Wiedereingliederungsprogramm in die Arbeit, wenn man längere Zeit ausgefallen ist. Das kann nach der Elternzeit sein, aber auch wenn man längere Zeit krank war. Die Rückkehr in den Job verläuft dann stufenweise und verhindert so, dass die Wiedereinsteiger überfordert und einer zu hohen Belastung ausgesetzt werden.

So findest du dein Gleichgewicht

Um eine gute und gesunde Work-Life-Balance zu schaffen, ist nicht nur dein Arbeitgeber zuständig. Auch bei ungünstigen Arbeitszeiten kannst du Vorkehrungen treffen, um aktiv einen Ausgleich zu schaffen und mehr aus deiner Freizeit zu machen. Mit diesen Tipps gelingt es dir:

 

  1. Lerne Nein zu sagen
    Es ist wichtig, dass du deine Kollegen in der Pflege unterstützt und ihr euch gegenseitig helft. Doch manchmal musst du auch an dich denken und mal Nein sagen. Setze Prioritäten und wehre dich, wenn du das Gefühl hast, bei der Arbeit ausgenutzt zu werden und die einzige zu sein, die einspringt, wenn die Kollegen krank sind.
  2. Lasse mehr Sozialleben zu
    Ja, du bist nach der Arbeit müde und hast keine Lust, Freunde zu treffen. Doch ein Treffen mit dem besten Freund oder endlich wieder ein richtiges Date mit dem Partner können wahre Wunder bewirken. Versuche, trotz Stress bei der Arbeit ab und an Zeit zu schaffen, die du mit deinen Liebsten verbringen kannst, und wenn es nur der Filmabend auf der Couch ist.
  3. Finde ein neues Hobby
    Freizeit heißt nicht nichts zu tun – im Gegenteil! Wenn du in deiner Freizeit etwas tust, das dir Spaß macht, kannst du endlich mal nicht an die Arbeit denken und erst dann wird sich ein richtiger Erholungseffekt einstellen. Ob du ein altes Hobby wieder aufleben lässt oder dir etwas ganz Neues suchst, ist dabei egal. Hauptsache du freust dich darauf!
  4. Nehme dir Zeit für dich
    Es ist oft leichter gesagt als getan, doch sogenannte „Me-Time“ ist sehr wichtig für dich. Das ist Zeit in deinem Privatleben, die du wirklich nur für dich nutzt und in der du wirklich nur das tust, was du möchtest. Das kann ein heißes Bad im Kerzenlicht am Sonntagabend sein, eine schöne Wanderung, ein gutes Buch oder sogar ein Urlaub allein. Sage deiner Familie oder deinen Freunden ganz klar, dass du einfach mal ein paar Stunden oder auch Tage ganz für dich brauchst – das werden sie sicher nachvollziehen können! 
  5. Nutze deinen Urlaub
    Versuche, deine Urlaubstage so gut wie möglich zu nutzen und trage dich zum Beispiel für Brückentage ein, wenn du die Chance hast. Ein guter Tipp ist es, deinen Urlaub zu verteilen. Hier und da ein langes Wochenende kann entspannter sein als im Sommer fünf Wochen am Stück freizunehmen und den Rest des Jahres mehr oder weniger durchzuarbeiten. Auch beim Thema Urlaub gilt: Nutze die Zeit für dich und nimm deinen Urlaub nicht nur, wenn du es „musst“. Ein paar entspannte Tage zu Hause oder ein kleiner, mehrtägiger Ausflug sind übrigens auch legitime Gründe, dir freizunehmen. Es muss nicht immer einen konkreten Anlass geben.
  6. Lebe achtsam
    Kennst du das, wenn eine Woche vorübergeht und du dich gar nicht mehr wirklich erinnerst, was du eigentlich gemacht hast? Das könnte daran liegen, dass du nicht „achtsam“ lebst. Denn wer das tut, entscheidet sich, ganz bewusst auf seine Umwelt, auf sich selbst und auf die Menschen um sich zu hören. Das soll ausgeglichener und positiver machen. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen – aber probier es doch einfach mal aus!

Als Pflegekraft deine Balance zu finden, kann sehr herausfordernd sein. Dein Job verlangt dir viel Flexibilität ab und manchmal muss dafür dein Privatleben zurückstecken. Dennoch gibt es Mittel und Wege, einen besseren Ausgleich zu schaffen, deine Freizeit besser zu nutzen oder einfach besser abzuschalten. Genieße die kleinen Momente, tu etwas für dich selbst und nimm dir Zeit für Freunde und Familie.

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.