Die Gewalt von Patienten gegen Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen, Sanitäter und viele andere Beschäftigte in der Gesundheitsbranche nimmt zu – das beobachten Betroffene wortwörtlich am eigenen Leib. Die Gründe dafür sind vielfältig und hängen unter anderem mit einer geringen Wertschätzung für diese Berufe und mit dem Zeitmangel bei der Betreuung zusammen. Wie du als Pflegekraft von aggressiven Patienten betroffen sein kannst und vor allem wie du am besten mit solchen Situationen umgehst, erfährst du hier.
So häufig ist Gewalt durch Patienten
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) befragten Pflegekräfte im Rahmen einer Umfrage zu ihren Erfahrungen mit Gewalt durch Patienten. Die Ergebnisse sprechen für sich: Innerhalb der letzten zwölf Monate erfuhren 76% der Pflegekräfte in Krankenhäusern, 73% der Pflegekräfte in der stationären Altenpflege und 51% der Pflegekräfte in der ambulanten Pflege körperliche Gewalt. Was verbale Gewalt angeht, so bleibt offensichtlich fast niemand verschont. In den Krankenhäusern sind es hier 97%, in der stationären Altenpflege 94% und in der ambulanten Pflege 90% der Pflegekräfte, die in den letzten zwölf Monaten betroffen waren. Nicht zu vernachlässigen ist übrigens auch die Gewalt durch Angehörige: In der Notaufnahme sind diese mit etwa 40% die am häufigsten gewaltbereite Gruppe.
Diese Faktoren können Gewalt fördern
In der Pflege arbeitest du mit den verschiedensten Menschen zusammen. Darunter sind auch einige, deren psychische oder körperliche Verfassung sie anfälliger macht für Aggressionen. Der Missbrauch von Alkohol oder Drogen so wie verschiedene psychische Erkrankungen können solche Risikofaktoren sein. Dabei sind die Formen, in denen Pflegekräfte und Pflegende Gewalt erfahren, sehr vielfältig. Sie reichen von verletzenden und beleidigenden Worten über körperliche Gewalt bis hin zu sexueller Belästigung. Auch die Situation im Krankenhaus oder der Altenpflege trägt ihren Teil dazu bei, dass Patienten und Pflegebedürftige Menschen Aggressionen entwickeln. Sie fühlen sich durch die für sie ungewohnte Situation abhängig und oftmals fällt es ihnen schwer, die Kontrolle abzugeben. Muss ein Mensch gepflegt werden, dann ist dies für diese Person in der Regel vor allem zu Beginn für ihn mit viel Stress verbunden – er befindet sich also in einer Ausnahmesituation und weiß sich vielleicht nicht anders zu helfen. Haben Pflegekräfte keine Zeit, um richtig auf diese Patienten einzugehen und sie entsprechend zu betreuen, tritt ein Gefühl der Vernachlässigung ein, welches die Aggresionen und den Stress noch verstärken kann.
Das Ärzteblatt sieht zudem einen Zusammenhang mit der Darstellung von Gewalt in den Medien, die laut Aussage der Zeitschrift oft unkommentiert bleibt und nicht kritisiert wird. Auf diese Weise sehen viele Menschen in medialen Personen, die sich aggressiv verhalten, ein Vorbild. Das Verhalten wird dann in realen Situationen imitiert.