Was bedeutet der Begriff “Gewerkschaft für die Pflege”?
Gehen wir dafür zuerst einen kleinen Schritt zurück und sehen uns an, wie eine Gewerkschaft im allgemeinen Sinn definiert ist: Kurz gesagt handelt es sich um eine überbetriebliche, unabhängige Vereinigung, die Arbeitnehmer zur Vertretung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Interessen nutzen.
In der Regel setzen sich Gewerkschaften für faire Arbeitsbedingungen und -zeiten, eine angemessene Bezahlung und mehr Mitspracherecht ein. Als Arbeitnehmervertretung verhandeln sie mit Arbeitgeberverbänden, wenn es um den Abschluss überbetrieblicher Tarifverträge geht. Um ihren Forderungen gegenüber Arbeitgebern Nachdruck zu verleihen, können Gewerkschaften und ihre Mitglieder beispielsweise Boykotts und Streiks einsetzen, so wie es kürzlich beim Berliner Pflegestreik passiert ist.
Im Fokus steht dabei das Ziel der Interessenwahrung ihrer Mitglieder und in diesem Zusammenhang vor allem das Einfordern einer fairen Gewinnverteilung und besseren Entlohnung. Das klingt sinnvoll. Doch wie ist das in der Pflege?
Gewerkschaft in der Pflege – gibt es das überhaupt?
Für Gerichtsvollzieher, Lokomotivführer, Straßenwärter, Forstleute und viele andere Berufsgruppen gibt es Einzelgewerkschaften, die sich für die Belange ihrer Mitglieder einsetzen.
Mit 1,7 Millionen Beschäftigten (davon etwa 400.000 in der ambulanten Pflege) bildet die Pflegebranche die größte Berufsgruppe im Gesundheitssektor. Doch erst seit Gründung des Bochumer Bunds im Mai 2020 gibt es eine spezielle Gewerkschaft für Pflegefachpersonal.