Eine junge Pflegerin erklärt einem Mann Medikamente

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 14.07.2022

Psychiatrische Pflege: Weiterbildung, Gehalt & Co.

So wirst du Fachkrankenpfleger:in in der Psychiatrie

Mit dem Pflegeberuf wird oft nur die körperliche Pflege von Patientinnen und Patienten in Verbindung gebracht. Ganz falsch ist das natürlich nicht – ein Großteil der Krankheiten betrifft schließlich auch den Körper. Nicht in Vergessenheit geraten dürfen dabei aber auch psychische Krankheiten, deren Behandlung in den letzten Jahrzehnten endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt. Die immer präsenter werdende Tatsache, dass der körperliche und der psychische Zustand eines Menschen zusammenhängen, führt zu einem größeren Bedarf an Pflegekräften mit psychologischem Fachwissen. Um dieses zu erlangen und erfolgreich anzuwenden, gibt es die Möglichkeit, eine Weiterbildung in der psychiatrischen Pflege zu absolvieren.

Psychiatrische Pflege: Aufgaben und Einsatzorte

In der Fachkrankenpflege für Psychiatrie bist du vor allem verantwortlich für die Pflege von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Patientinnen und Patienten in psychisch belastenden Situationen. Arbeitest du besonders gerne mit alten Menschen? Dann kannst du dich auch auf die Gerontopsychiatrie spezialisieren, die sich mit psychischen Krankheiten alter Menschen befasst – also zum Beispiel Demenz, Delirien, aber auch Altersdepressionen oder Suchterkrankungen. Die Weiterbildung befähigt dich dazu, als Fachkrankenpfleger:in in der Psychiatrie Aufgaben zu übernehmen, die ein hohes Maß an Verantwortung voraussetzen. Du kannst selbstständiger handeln, Fälle besser bewerten und Patientinnen und Patienten schließlich auch besser versorgen. 

Gefragt bist du als Fachkrankenpfleger:in mit Ausbildung in Psychiatrie nicht nur in speziellen psychiatrischen Einrichtungen, sondern auch in entsprechenden Abteilungen von Krankenhäusern sowie in Altenheimen oder bei Pflegediensten. Die Zahl der psychisch erkrankten Menschen in Deutschland steigt stetig an – das hat zur Folge, dass gut ausgebildete Fachkräfte dringend gesucht werden. Mit einer entsprechenden Weiterbildung stehen deine Chancen am Arbeitsmarkt also sehr gut. Die richtige Wahl ist die Weiterbildung zum Fachpfleger in der Psychiatrie ebenfalls, wenn du gerne innerhalb deiner Einrichtung aufsteigen und eine höhere Position einnehmen möchtest.

Ambulante psychiatrische Pflege: Die Arbeit in einem ambulanten psychiatrischen Pflegedienst

Die Pflege in der Psychiatrie ist entgegen der allgemeinen Wahrnehmung nicht nur stationär möglich: Du kannst mit einer Psychiatrie-Weiterbildung auch in einem ambulanten Pflegedienst tätig werden. Dabei besuchst du Menschen mit psychischen Krankheiten, die im Alltag Unterstützung benötigen. Zum Beispiel unterstützt du die Patientinnen und Patienten zu Hause in Krisensituationen, hilfst ihnen bei der Bewältigung von Alltags- oder Stresssituationen, unterstützt sie bei der Einnahme von Medikamenten und vermittelst andere Hilfsangebote. Die ambulant-psychiatrische Pflege hat den Vorteil, dass die Patientinnen und Patienten ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen müssen und dennoch regelmäßige Unterstützung erhalten können.

Bei diesen Arbeitgebern kannst du in der psychiatrischen Pflege arbeiten

Fachweiterbildung Psychiatrie: Kosten und Dauer der Weiterbildung

Die Weiterbildung zur Fachpflegekraft in der Psychiatrie beziehungsweise Gerontopsychiatrie wird in aller Regel berufsbegleitend angeboten. Das bedeutet, dass du nebenbei weiterhin in deiner bisherigen Stelle arbeitest. Einige Pflegekräfte reduzieren aufgrund des hohen zusätzlichen Aufwands auch ihre Stundenzahl und arbeiten während der Weiterbildung in Teilzeit. Ob der Unterricht in Blockform oder am Abend und am Wochenende angeboten wird, hängt jedoch vom Anbieter ab, sodass du dich bei der Organisation gut mit deinem Arbeitgeber absprechen solltest. Auch die genaue Dauer der Weiterbildung variiert von Bundesland zu Bundesland. Allerdings kannst du mit ungefähr zwei Jahren für den psychiatrischen Schwerpunkt rechnen, für die Weiterbildung in der Gerontopsychiatrie mit rund einem bis eineinhalb Jahren. 

Vergiss dabei nicht, dass die Ausbildung zum Fachkrankenpfleger in der Psychiatrie nicht nur eine zeitliche, sondern auch eine finanzielle Investition sein kann: Wenn dein Arbeitgeber dich nicht unterstützt, musst du die nicht ganz unerheblichen Kosten selbst tragen. In bestimmten Fällen kann auch eine Förderung vom Staat möglich sein, die jedoch nur einen kleinen Teil der Kosten deckt. Konkret solltest du mit einem Preis von rund 5.000 € bis 8.000 € für die Weiterbildung zur psychiatrischen Fachpflegekraft rechnen. 

Mit einer abgeschlossenen Weiterbildung kannst du jedoch auch ein höheres Gehalt erwarten. Als spezialisierte Pflegekraft bist du gefragt und hast eine bessere Verhandlungsposition. Laut Stepstone verdienen Fachkrankenpfleger für Psychiatrie im Durchschnitt 40.000 € pro Jahr bei einem Mindestgehalt von 32.600 € und einem Maximalgehalt von 48.400 € - du hast also einen großen Spielraum.

Was sind die Inhalte der Weiterbildung für Psychiatrie?

Die Ausbildung soll dich darauf vorbereiten, Patientinnen und Patienten nicht nur mit körperlicher Pflege zu unterstützen, sondern auch auf Menschen mit psychischen Krankheitsbildern speziell einzugehen und gezielt deren Krankheiten und Symptome zu behandeln. Um das zu ermöglichen, musst du einerseits auf dem aktuellen Stand der Forschung in der psychiatrischen Krankenpflege sein und Krankheitsbilder kennen können. Andererseits solltest du in der Lage sein, Therapieansätze richtig in die Praxis umzusetzen. Damit du den höheren Positionen gerecht wirst, die du mit deiner Weiterbildung anstreben kannst, enthält diese auch einen administrativen Teil. 

Um dich möglichst gut auf deine Aufgaben vorzubereiten, kommt in der Weiterbildung für Psychiatrie-Pflege sowohl ein praktischer als auch ein theoretischer Teil auf dich zu. Im letzteren erwarten dich unter anderem folgende Inhalte:

  • Psychische und psychosomatische Krankheitsbilder und Diagnostik

  • Rechtliche und ethische Grundlagen speziell auf die Psychiatrie bezogen

  • Führung und Organisation

  • Verschiedene Präventionsmaßnahmen und Therapieansätze

  • Psychopharmaka

  • Gerontopsychiatrie

  • Kommunikation und Interaktion

  • Betriebswirtschaftliche Grundlagen, Budget und Entgeltsysteme


Außerdem wirst du während der Ausbildung zur psychiatrischen Pflege einen umfangreichen Praxisanteil absolvieren, welcher in der Regel bei deinem eigenen Arbeitgeber oder in Form eines Praktikums in einer anderen Einrichtung stattfindet. Der Praxisteil besteht aus der Mitarbeit in unterschiedlichen Bereichen der Psychiatrie. 
 

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Welche Voraussetzungen muss ich für die Pflege in der Psychiatrie mitbringen?

Um eine Weiterbildung in der psychiatrischen Pflege zu absolvieren, solltest du einige Bedingungen erfüllen. So kannst du diese nur absolvieren, wenn du eine Ausbildung zum Gesundheits- und (Kinder)Krankenpfleger oder in der Altenpflege erfolgreich abgeschlossen hast und über eine entsprechende Berufserlaubnis verfügst. Außerdem setzen die meisten Anbieter eine Berufspraxis (oft auch direkt in der psychiatrischen Pflege) von mindestens einem halben bis zu zwei Jahren voraus, bevor du die Weiterbildung für psychiatrische Pflege starten kannst. 

Auch über deine persönliche Eignung solltest du dir vor Beginn der Psychiatrie-Fortbildung natürlich Gedanken machen. Dein Vorteil ist es, dass du bereits deine Ausbildung abgeschlossen und im besten Fall schon Erfahrungen in der psychiatrischen Pflege gesammelt hast. So weißt du, was auf dich zukommt, und kannst gut einschätzen, ob du noch viele Jahre in diesem Fachbereich arbeiten möchtest. Die Arbeit mit Patientinnen und Patienten, die an psychischen Krankheiten leiden, kann sehr anstrengend und auch für erfahrene Pflegekräfte belastend sein. Du solltest deshalb über viel Resilienz, Geduld und Einfühlungsvermögen verfügen und wissen, wie du nach der Arbeit abschalten und auf andere Gedanken kommen kannst. Nur so kannst du an diesem Beruf Freude haben und eine Fortbildung in der Psychiatrie erfolgreich abschließen. 

Je nachdem, mit welchen Patientinnen und Patienten du arbeitest, kann es auch zu Übergriffen auf dich oder deine Kolleginnen und Kollegen kommen. Du solltest deshalb über eine gute Menschenkenntnis verfügen und Situationen gut einschätzen können. Unvorhergesehene Situationen gehören zum Alltag und die Notwendigkeit, ganz individuell auf Patienten einzugehen, ist hier noch wichtiger als bei manch einer körperlichen Erkrankung. Du solltest also viel Flexibilität und Offenheit mitbringen.


Die Arbeit in der Fachpflege für Psychiatrie ist besonders anspruchsvoll und fordert von Pflegekräften viel Einsatz und Engagement. Das gilt nicht nur für die Pflege selbst, sondern auch für die Aneignung von Wissen und neuen Kenntnissen. Umso mehr du über den Fachbereich lernst und umso mehr Erfahrungen du sammelst, desto besser kannst du mit der Krankenpflege in der Psychiatrie die Situation deiner Patientinnen und Patienten verbessern. Wenn du dich also dazu entschlossen hast, in der Zukunft als Fachkraft für psychiatrische Pflege zu arbeiten, und die Möglichkeit zur Finanzierung der Weiterbildung hast, dann spricht nichts mehr gegen diesen Karriereschritt!
 

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.