Rückenschonendes Arbeiten in der pflege

Verfasst von Elisabeth Felde|Veröffentlicht am 26.10.2020

Rückenschonendes Arbeiten in der Pflege

Worauf Pflegekräfte unbedingt achten sollten

Heben, Schieben, Drücken, Ziehen, Tragen – Pfleger beanspruchen ihren Rücken im Arbeitsalltag sehr. Durch die gewohnten Abläufe sind sich viele nicht bewusst wie anstrengend die Arbeit insbesondere für den Rücken ist. Leider machen sich die Folgen erst einige Jahre später bemerkbar. Diese müssen nicht sein und können verhindert oder verringert werden. Sowohl im Arbeitsalltag als auch im Privatleben gibt es ein paar Punkte zu beachten, um den Rücken zu schonen und zu stärken. 

Die Basics für einen gesunden Rücken

Unabhängig vom Beruf gibt es ein paar Basics, die einem helfen, den Rücken zu kräftigen bzw. zu schonen:

  • Gerade Haltung:
    Nein, man muss nicht angespannt sein wie ein Stock. Trotzdem gilt für eine gesunde Haltung: Bauch rein, um ein Hohlkreuz zu vermeiden und Brust raus. Das Kinn ist in Verlängerung der Wirbelsäule, sprich, es ist leicht in Richtung Brust geneigt. Die Beine sind leicht gebeugt bzw. der Stand erfolgt hüftbreit und mit lockeren Knien.
  • Richtiges Bücken:
    Beim Bücken sollte vor allem die Kraft der Beinmuskulatur genutzt werden, um den Rücken zu entlasten. Es ist von daher besser, sich nicht im eigentlichen Sinne aus dem Stehen zu bücken sondern sich hinzuknien und dann etwas an-/oder aufzuheben.
  • Schwere Elemente heben:
    Die zu hebende Last sollte zunächst nah an den Körper gebracht werden. Anschließend in die Knie gehen, den Rücken gerade nach vorne neigen und die Last dann nah am Körper halten und anheben. Eine gut ausgeprägte Bauchmuskulatur sorgt für eine zusätzliche Kräftigung des Rückens.
  • Dynamisches Stehen:
    Insbesondere wenn man lange stehen bzw. nur wenig Zeit hat, sich hinzusetzen, wird man müde. Mit der Müdig- und Energielosigkeit verändert sich die Körperhaltung: Die Schultern erschlaffen, man lässt sie hängen und geht häufig ins Hohlkreuz, da diese Haltung am wenigsten Spannung und Energie bedarf. Dagegen hilft es, dynamisch zu stehen, d.h. regelmäßig die Position wechseln, gewisse Muskeln anspannen und sich stets auf eine gerade Körperhaltung zu konzentrieren. Eine Art Erinnerungs-Zeichen kann dabei helfen: Beispielsweise kann man die Farbe Rot festlegen, sprich, wenn man etwas Rotes sieht, erinnert man sich daran, den Körper aufzurichten.

Private Vor- und Fürsorge

Neben den Basics, gibt es auch im Privatleben Methoden, die helfen können, den Rücken zu stabilisieren und zu entspannen. Es fängt schon beim Schlafen an: Der Auflagedruck der Matratze sollte im Schulter- und Hüftbereich am stärksten ausgeprägt sein, sprich, sie sollte dort am meisten nachgeben. Das Kopfkissen sollte die Halswirbelsäule gut stützen, also am besten nicht zu weich sein.
 

Bei grundsätzlichen bzw. langanhaltenden Beschwerden bedarf es keiner Scheu, zum Arzt oder Orthopäden zu gehen. Zusätzliche Behandlungen wie Physiotherapie oder Osteopathie können auch das körperliche Wohlbefinden steigern.


Außerdem lernt man mit der Zeit seine körperliche Belastbarkeit und Grenzen kennen, die man nicht überschreiten sollte. Regelmäßige Wellnesstage mit Massagen oder ähnlichem, gelenkfreundlichem Sport wie Nordic Walking, Aqua Fitness, Schwimmen und Yoga, Pilates zur Kräftigung der Grundmuskulatur, sollten ebenfalls Bestandteil des Alltags sein.

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Richtige Techniken im Pflegealltag

Zunächst ist es wichtig, dass das Patientenzimmer bzw. der Bereich, in dem gearbeitet wird, frei ist, sodass man sich frei bewegen und rückengerecht arbeiten kann. Kleine, im Raum stehende Dinge erhöhen die Stolper- und Unfallgefahr.
Bevor ein Patient z.B. gelagert und gewaschen wird, ist festzustellen, wie fit und mobil er selbst ist. Wenn er laufen, sich selbstständig an-und ausziehen oder generell nur kleine Unterstützungs-Hilfen braucht, erleichtert das die eigene Arbeit bzw. ermöglicht eine bessere Zusammenarbeit mit dem Patienten. Anschließend wird geprüft, ob Hilfsmittel zum Lagern des Patienten benötigt werden. Beispielsweise kann ein am Bett geklemmter Lifter das Heben eines Patienten vereinfachen, sodass der Rücken des Pflegers geschont und nicht zu sehr belastet wird. Ist das Bett höhenverstellbar, so sollte es beim Arbeiten mit dem Patienten der eigenen Körpergröße angepasst werden. Es sollte sich in Hüfthöhe befinden. Ist ein Gleittuch bzw. Stecklacken vorhanden, ist es sinnvoll einen schwer mobilisierbaren Patienten darauf zu platzieren, um ihn leichter hochziehen zu können. Wenn es um die Pflege eines großen, alten und schweren Patienten geht, sollte man sich Hilfe von Kollegen holen und die Pflege nicht allein angehen. Regelmäßige Pausen und Dehnung während der Schicht in der Pflege helfen auch, um den Rücken und die Gelenke zu entspannen. Hinsichtlich der Arbeitskleidung sollten bewegliche, luftige Kleidungsstücke und flache, rutschfeste Schuhe für einen stabilen Stand getragen werden.

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Der Notfallkoffer

Manchmal kommt es zu kurzfristigen, intensiven Rückenschmerzen oder körperlichen Einschränkungen. Auch hierfür gibt es Übungen, die die Schmerzen lindern und den Rücken kräftigen können:
 

Gegen Rückenschmerzen hilft beispielsweise folgende Übung: Zunächst legt man sich auf den Rücken und platziert die Unterschenkel im 90°Winkel auf einen Stuhl. Dann wird das Becken vor- und zurückgekippt, wobei sich die Lendenwirbelsäule einen ca. fingerbreiten Spalt zwischen Wirbelsäule und  Boden befindet. Dabei wird tief ein- und ausgeatmet. Die Übung wird für ca. 10 Minuten praktiziert und entlastet die Rückenmuskulatur und Bandscheiben.


Kühlpacks, ein kühlendes Fuß- und Gelenkgel und andere kühlende Mittel wirken entzündungshemmend während Wärme zum Lösen von Verspannungen benutzt werden kann. Im Allgemeinen sollte man bei Rückenschmerzen lieber spazieren gehen anstatt sich hinzulegen. Im Gang können Verspannungen gelöst und gelockert werden. Gleichzeitig wird der Stoffwechsel und die Durchblutung angeregt. Eine ausreichende Sauerstoffversorgung für die allgemeine Gesundheit ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.


Achtsam sein: Es gibt viele verschiedene kleine Übungen und Tricks für einen stabilen Rücken. Wer die richtige Technik beim Heben schwerer Elemente, im Umgang mit Patienten und bei der Ausführung anderer Handlungsabläufe im Pflegealltag beachtet, wird später nicht an einem kaputten Rücken leiden müssen. Ebenso wichtig ist es, den privaten Alltag auch rückenfreundlich zu gestalten. Denn achtsame Arbeit bringt nicht viel, wenn der Alltag rückenfeindlich ausgeführt wird.