Ein Mann spricht online über einen Laptop mit einem Arzt

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 03.03.2022

Telemedizin: Wenn die Sprechstunde online stattfindet

Wie Videosprechstunden und Co. die Medizin verändern

Jede:r kennt es: Du liegst krank im Bett, kannst kaum aufstehen, musst aber zum Arzt, um dir eine Krankschreibung zu holen. Dort sitzt du dann eine Stunde im Wartezimmer, steckst im Zweifelsfall noch andere Patientinnen und Patienten an und bist nach zwei Minuten wieder aus dem Arztzimmer.

Dass das in vielen Fällen alles andere als sinnvoll ist, ist eigentlich klar. Trotzdem führte bisher fast kein Weg an einer physischen Sprechstunde vorbei. Seit der Corona Pandemie nimmt das Thema Telemedizin aber wieder an Fahrt auf. Ein wichtiger Bestandteil davon ist die Online-Sprechstunde beim Arzt oder der Ärztin, welche die Basis einer Ferndiagnose bildet. Wie so eine Videosprechstunde aussehen kann, unter welchen Umständen Telemedizin zugelassen ist und welche Vorteile eine Arztkonsultation per Videosprechstunde hat, erfährst du hier!

Definition Telemedizin: Digitale Sprechstunde beim Arzt 

Vom Wohnzimmer aus mit dem Arzt sprechen? Ob du nun eine Videosprechstunde beim Psychotherapeuten buchen möchtest oder eine Online-Sprechstunde beim Hausarzt: Telemedizin macht es möglich. Der Präfix „Tele-“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „fern“. Es geht also darum, über eine Videosprechstunde oder über das Handy (zum Beispiel über spezielle Apps) eine Diagnose zu erhalten, behandelt zu werden oder in einem Notfall Hilfe zu bekommen. 

Dass die Telemedizin Zukunft hat, ist nicht erst seit Kurzem klar. Entsprechend groß ist bereits jetzt das Angebot: Obwohl es noch einige rechtliche Einschränkungen gibt, existieren dennoch einige Videosprechstunden-Anbieter wie VIOMEDI oder die RED Medical Videosprechstunde. Über diese Dienste können Patientinnen und Patienten eine telemedizinische Behandlung und Beratung in Anspruch nehmen. Herkömmliche Programme wie Zoom oder Skype sind aus Datenschutzgründen nicht zugelassen.

Die Anwendungsgebiete der Telemedizin 

Die Videosprechstunde beim Hausarzt kann nicht nur genutzt werden, um sich bequem von zuhause aus krankschreiben zu lassen. Stattdessen gibt es ein sehr breites Anwendungsfeld. So kann zum Beispiel die Funktion von Defibrillatoren und CRT-Systemen telemedizinisch überwacht werden. Bei umständlichen Anfahrtswegen oder Immobilität etwa nach einer Operation kann die weitere Behandlung über Video stattfinden und Operationswunden können über Video beurteilt werden. Selbstverständlich ist die telemedizinische Behandlung auch in vielen anderen Fachbereichen denkbar, die keine Geräte benötigen. Einen besonderen Stellenwert nimmt sie in der Psychotherapie ein – auch hier gab es einen explosionsartigen Anstieg während der Coronapandemie.
Nicht zu vernachlässigen ist jedoch auch die Kommunikation von Ärztinnen und Ärzten beziehungsweise anderer Beschäftigter im Gesundheitssystem untereinander. So können sich beispielsweise Mediziner und Medizinerinnen unterschiedlicher Fachbereiche (vielleicht sogar zusammen mit dem Patienten oder der Patientin) über Videotelefonie austauschen. Auch bei Hausbesuchen von medizinischen Fachangestellten kann ein Arzt oder eine Ärztin über Video dazugeschaltet werden. 

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Warum ist die Online-Sprechstunde nicht schon Standard?

So bequem das Prinzip einer Online-Videosprechstunde auch klingen mag, es hat sich in Deutschland noch nicht so richtig durchgesetzt. Das liegt unter anderem auch an der Skepsis der Deutschen: 2019 gaben nur 30 % in einer Umfrage an, dass sie sich vorstellen könnten, eine online Arzt-Sprechstunde zu nutzen. 2020 (nach dem Beginn von Corona) sprachen sich plötzlich zwei Drittel dafür aus, dass solche Angebote vorhanden sein sollten. 
Dass die Sprechstunde online nicht nur in der Theorie eine gute Alternative sein kann, zeigt sich auch an den Entwicklungen während der Pandemie: Gab es 2019 noch 3.000 Videosprechstunden online, so waren es im ersten Halbjahr 2020 ganze 1,4 Millionen. Viele Ärztinnen und Ärzte möchten das Angebot auch nach der Pandemie beibehalten.

Gesetzliche Beschränkungen in der Telemedizin

Der Anstieg dieser Zahlen ist aber nicht nur einem Umdenken von Ärzt:innen und Patient:innen geschuldet, sondern vor allem auch gesetzlichen Lockerungen. So durften beispielsweise während der Pandemie Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten Videosprechstunden unbegrenzt anbieten. Zuvor gab es hier klare Beschränkungen bezüglich Stunden und Fallzahlen. Nur 20 % der Patient:innen konnten vor der Pandemie online betreut werden – und das auch nur, wenn sie der Praxis bekannt waren, also sich bereits mindestens einmal persönlich vorgestellt hatten. Wie und ob sich diese Regelung nach Corona verändert, bleibt abzuwarten.

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Telemedizin: Vor- und Nachteile der Fernbehandlung

Beim Arzt eine Online-Sprechstunde zu nutzen, ist in vielerlei Hinsicht vorteilhaft, kann aber auch Nachteile mit sich bringen. Wir stellen die Nach- und Vorteile der Telemedizin gegenüber.

Vorteile Telemedizin

  • In der ländlichen Region sind Fachärztinnen und -ärzte oft rar und Patientinnen und Patienten müssen lange Wege in Kauf nehmen. Manche sind vielleicht überhaupt nicht mobil. Gerade bei regelmäßigen Besuchen kann die Telemedizin eine große Entlastung darstellen. So kann zum Beispiel die Videosprechstunde beim Hautarzt eine persönliche Nachsorge oder Beratung ersetzen.
  • Gerade während der Coronapandemie, aber zum Beispiel auch während einer Grippewelle kann es in Arztpraxen oder Krankenhäusern oft zu Ansteckungen kommen. Nutzt die Ärztin oder der Arzt Videosprechstunden, können unnötige Ansteckungen vermieden werden.
  • In manchen Fällen kann es für Patientinnen und Patienten eine zusätzliche Belastung sein, eine Praxis aufzusuchen – so zum Beispiel in der Psychotherapie. Deshalb kann es unter gewissen Umständen sinnvoll sein, dass ein Psychiater Videosprechstunden anbietet.
  • Durch den geringeren Aufwand für Sprechstunden über ein Telemedizin-Portal könnten auch Kosten für Patientinnen und Patienten sinken.
  • Gerade in der ambulanten Pflege könnten telemedizinische Leistungen das Personal entlasten, da Leistungen teilweise keinen physischen Besuch mehr benötigen, wodurch viel Zeit gespart werden kann.


Nachteile Telemedizin

  • Einer der offensichtlichsten Nachteile der telemedizinischen Beratung ist der fehlende persönliche Kontakt. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass die Behandlung weniger genau und weniger empathisch abläuft.
  • Ein großes Thema in der Telemedizin ist natürlich auch der Datenschutz. Ob Videosprechstunde beim Psychologen, Videosprechstunde beim Kinderarzt oder Videosprechstunde beim Zahnarzt: Es kann immer um sehr sensible Daten gehen, welche gut geschützt werden müssen.
  • In der ambulanten Pflege können telemedizinische Behandlungen zwar sehr praktisch sein, allerdings könnte es gerade bei älteren Patientinnen und Patienten zu einer stärkeren Vereinsamung führen, da Kontakte zum medizinischen Personal oftmals zu den wenigen Möglichkeiten gehören, sich persönlich auszutauschen.
  • Es liegt eigentlich auf der Hand, dass die Telemedizin schnell an ihre Grenzen stoßen kann: Zum Beispiel, wenn die Ärztin oder der Arzt röntgen, den Blutdruck messen, in Rachen oder Ohren schauen oder etwas abtasten muss. In solchen Fällen ist die Sprechstunde online nur bedingt geeignet.
  • Gerade in den ländlichen Regionen, in denen eine online Sprechstunde einen großen Vorteil bedeuten könnte, bestehen oft schlechte Internetverbindungen.

 

Die Telemedizin bietet viele Chancen, um medizinische Behandlung und Beratung noch besser zugänglich zu machen. Dabei steht sie jedoch vor einigen technischen und regulatorischen Herausforderungen. Klar ist aber auch: Die persönliche Behandlung kann sie in vielen Fällen nicht ersetzen. Stattdessen bietet sie eine gute Ergänzung, die Patientinnen und Patienten viel Zeit und Nerven sparen kann. 

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.