- Das bin ich:
Professor Dr. Guido Gerken, emeritierter Direktor für Innere Medizin und Gastroenterologie am Uniklinikum Essen und Senior Consultant am Klinikum Niederberg in Velbert, Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie.
Ich bin 67 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in der Eifel nahe Maria Laach am Laacher See, verheiratet, fünf Kinder. Medizin studiert habe ich an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz von 1971-77, meine wissenschaftliche und klinische Weiterbildung zum Internisten und Gastroenterologie habe ich dann an der Uniklinik Mainz absolviert bis zum Jahre 1998, ergänzt durch eine Weiterbildung zum Allgemeinarzt (Anästhesie, Chirurgie, Innere Medizin und Landarztpraxis) für insgesamt 4 Jahre sowie einen einjährigen Forschungsaufenthalt am Pasteur Institut in Paris in der Abteilung für virale Hepatokarzinogenese 1987/88 als DAAD Stipendiat. Meine Habilitation zur Bedeutung der molekularen Diagnostik der Hepatitis B Virus Infektion mittels PCR habe ich 1990 erfolgreich abgeschlossen und die Venia legendi für Innere Medizin erhalten. Danach war ich bis 1998 als W2-Professor und Oberarzt an der 1. Medizinischen Klinik und Poliklinik an der Uniklinik Mainz tätig.
- Wie sind Sie an das Uniklinikum Essen gekommen?
Im Jahre 1998 habe ich einen Ruf auf eine C4- Professur für Innere Medizin - Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie an die Universität - Gesamthochschule Essen erhalten und habe seitdem als Direktor die Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie im Zentrum für Innere Medizin am Uniklinikum Essen bis zu meiner Emeritierung im Jahre 2018 geleitet. Seitdem übe ich die ambulante klinische Tätigkeit als Senior Consultant mit hepatologischem Schwerpunkt am Helios Klinikum Niederberg in Velbert aus. Darüber hinaus bin ich als Referent engagiert in der Fort- und Weiterbildung bei nationalen und internationalen Kongressen internistischer und gastroenterologischen Gesellschaften meines Fachgebietes (DGIM, BDI, DGVS). Ich bin Mitglied und Sprecher des Vorstands der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Mitglied der Ethikkommission der Europäischen Lebergesellschaft (EASL) in Genf.
- Wo liegen Ihre Forschungsschwerpunkte und welches Thema interessiert Sie am meisten?
Mein Forschungsprofil umfasst die Klinische Hepatogastroenterologie, einschließlich akutes und chronisches Leberversagen, Komplikationen der Leberzirrhose, virale, metabolische, autoimmune und seltene Erkrankungen der Leber , Vorbereitung und Nachsorge von Patienten mit Lebertransplantation, Lebertumoren und interventionellen Therapie-Verfahren bei Leberinsuffizienz. Darüber hinaus gilt mein besonderes Interesse auch der Entwicklung und Etablierung neuer diagnostischer Verfahren zur erstmaligen Erfassung der semiquantitativen Leberfunktion mittels nicht invasivem ambulant und Bed-side durchführbarem Limaxx Test. Als innovativer Standard ist der Limcxx-Test mittlerweile etabliert in der Viszeralmedizin vor hepatobiliären Eingriffen sowie in der Hepatologie vor interventionellen Therapieoptionen zur Evaluation und Prognoseneinschätzung. Auch können durch einen sinnvollen diagnostischen Algorithmus invasive Diagnose- Verfahren wie z.B. Leberpunktionen vermieden und hierdurch ersetzt werden.
- Was hat Sie an einer Tätigkeit in der Forschung und Lehre am meisten gereizt?
Das Leben an sich und den menschlichen Organismus besser zu verstehen in seiner unermesslichen Vielfalt und Komplexität ist für mich unendlich erfüllend. Krankheiten zu erkennen, und zu behandeln basierend auf wissenschaftlichen und rationalen Erkenntnissen hat mich schon immer fasziniert. Als junger Medizinstudent hat mich das Erlebnis und die Ohnmacht anlässlich eines damals noch nicht behandelbaren fulminanten viralen Leberversagens als Erkrankungsschicksal meines damaligen ärztlichen chirurgischen Mentors entscheidend stimuliert, meinen Weg in die medizinische Forschung zu gehen.
- Was ist das Skurrilste, was Ihnen bisher im Beruf passiert ist?
Vor mehr als 10 Jahren stellte sich mal ein Bundesliga-Fußballspieler zur medizinischen Abklärung eines körperlichen Leistungseinbruchs während einer zunehmenden Dauer eines Spiels bei mir vor. Es gelang in kurzer Zeit eine chronische Organerkrankung zu diagnostizieren, so dass ich dem Profisportler raten musste, seine Karriere an den Nagel zu hängen und lieber Trainer zu werden. Dies hat er mir natürlich übelgenommen und ist zu einer zweiten Meinung an ein anderes Zentrum gelaufen. Dort hat er vom Chefarzt, der Fan seines Clubs war, einen Persilschein zum Weitermachen bekommen jedoch nicht wieder sein Leistungsniveau erreicht und musste sich dann doch widerwillig seinem Schicksal beugen und die Profi-Karriere leider Gottes beenden.
- Was ist das netteste Kompliment, das Sie bisher im beruflichen Kontext erhalten haben?
„Sie können doch nicht aufhören wollen,……Bleiben Sie uns noch lange erhalten als Arzt und als Mensch, Wir brauchen Sie……“
- Welche Vorteile bringt ein Studium an dem Uniklinikum Essen?
Für mich war entscheidend, die Aussicht anderen helfen zu können, Krankheiten verstehen zu lernen, mit anderen im Team arbeiten zu können und immer wieder Neues zu erforschen und entdecken zu können.
- Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Während ich in früheren Jahren meiner vollen beruflichen Tätigkeit in der Regel von morgens früh bis abends spät , einschließlich oft auch an den Wochenenden beschäftigt war, um einer Verantwortung gerecht zu werden, sehe ich jetzt meine beruflichen Alltag entspannt und geregelt. Die jetzige ambulante klinische Tätigkeit übe ich an vier Werktagen in der Woche während einer 2/3 Regelarbeitszeit pro Tag entspannt, aber mit hochinteressanten, bisweilen komplexen medizinischen Fragestellungen, die mich herausfordern, aus.
- Welchen Tipp geben Sie Studierenden immer gern mit auf den Weg?
Sei geduldig, halte immerzu Augen und Ohren auf, höre deinem jeweiligen Gegenüber zu und respektiere Patienten und Kollegen in Ihrer Persönlichkeit auf Augenhöhe. Als zukünftiger Arzt sei präsent und nachhaltig ohne Hast und mit Zeit für deine Patienten da. Übe den Gebrach deiner 5 Sinne bei der körperlichen Untersuchung, dokumentiere sorgfältig alle deine Beobachtungen der Symptome und Veränderungen der körperlichen Befunde und persönlichen Aussagen deiner dir anvertrauten Patienten. Lies nach, sichte Literatur und verfügbare Informationsdienste, reflektiere und analysiere dies alles unter Berücksichtigung deiner eigenen Beobachtungen. Sie bescheiden, ehrlich, offen und transparent im Umgang mit Patienten und Mitarbeitern.
- Welche Frage wird Ihnen berufsbedingt sehr häufig von Studierenden, Freunden oder der Familie gestellt?
…Wie schaffen Sie es, so lange geduldig, nachhaltig und konzentriert und zugewandt Tag ein Tag aus von morgens bis abends präsent zu sein?…
- Welches Klischee über Ihren Job stimmt ein bisschen?
… Der Arzt dein Freund und Helfer…
- Welches Klischee über Ihren Job stimmt nicht?
….Halb-Gott - in -Weiß und …. Porsche-Fahrer…..
- Wie würden Sie das Leben in (Ort der Universität) in drei Worten beschreiben?
Bodenständiger und ehrlicher Menschenschlag, multikulturelle und bunte Gesellschaft, mehr Natur als vermutet in der hochindustrialisierten europäischen Metropolregion Ruhr.
- Welche Eigenschaften sollten Studierende mitbringen?
…Motivation, Geduldsfähigkeit, Empathie , Wissbegierigkeit, Nachhaltigkeit, Menschen-Freundlichkeit, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit…
- Welche drei Sachen würden Sie an einem freien Wochenende auf eine einsame Insel mitnehmen?
...ein Buch zum Lesen, z.B. Boccaccio, Decameron…, eine Gitarre zum, Musizieren, z.B., Beatles und Country Songs, einen Kompass zum Wandern über Berg und Tal…