Das Vitos Philippshospital Riedstadt überblickt nahezu 500 Jahre psychiatrische Versorgung. Während dieser Zeit hat das Philippshospital beständig die modernen Entwicklungen in der Psychiatrie mitgeprägt. In dieser Tradition schlagen wir 2016 abermals ein neues Kapitel in der Geschichte unseres Spitals auf.
Im Zuge der Psychiatrie-Enquete und der Sozialpsychiatrie wurde in den vergangenen Jahrzehnten die vormalige rein stationäre Behandlung psychischer Erkrankungen kontinuierlich um wohnortnahe teilstationäre und ambulante Angebote erweitert.
Hierdurch konnten die stationären Verweildauern von Monaten und Jahren auf durchschnittlich 21 Tage gesenkt und die Patientenzügig in ihr soziales Umfeld integriert werden.
Durch die heute vorhandenen modernen und vielfältigen Behandlungsmethoden ist es nun möglich, diesen Weg weiter zu verfolgen und die bisher noch notwendigen stationären Klinikaufenthalte weiter zu verkürzen und in vielen Fällen sogar ganz zu vermeiden. Unter dem derzeitigen starren Vergütungssystem ist es jedoch nur vereinzelt möglich, die krankheitsspezifischen und individuellen wechselnden Bedürfnisse der Patienten adäquat therapeutisch aufzugreifen.
Insbesondere sind die Möglichkeiten, ambulant Krisen aufzufangen oder komplexe Behandlungen durchzuführen, begrenzt. Das bundesweite Modellvorhaben nach § 64b SGB V gibt den strukturellen Rahmen für die individualisierte psychiatrische Behandlung vor. Somit sind für die Behandlung von Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen auch im akuten Zustand neue Perspektiven möglich.
Das Vitos Philippshospital Riedstadt nimmt seit Januar 2016 an dem Modellprojekt teil. Unter allen Kliniken des Modellvorhabens ist das Philippshospital mit 189 stationären Betten und 69 Tagesklinikplätzen das größte Fachkrankenhaus. Durch die individualisierte psychiatrische Behandlung können wir für einige Patienten einen stationären Aufenthalt vermeiden und mithilfe einer täglichen ambulanten Akutbehandlung (AAB) durch die Krise begleiten. Hierbei können die Patienten von dem gleichen vielfältigen therapeutischen Angebot profitieren, das bislang ausschließlich im teil- und vollstationären Rahmen angeboten werden konnte. Somit können wir unseren Patienten eine sektorenübergreifende Behandlung durch das gleiche Team anbieten.
In wenigen Fällen wird es auch möglich sein, die Behandlung zu Hause beim Patienten durchzuführen und so das soziale Umfeld noch enger mit in den Genesungsprozess einzu beziehen. Durch diese neuen Optionen können zusammen mit den Patienten und Angehörigen bedarfsgerechte, individuelle Therapien entwickelt werden.