Ausländische Pflegekräfte Sprachprobleme

Aktueller Pflegenotstand und Hilfe aus dem Ausland

Sind eine erfolgreiche Zusammenarbeit und Pflege trotz Sprachbarriere möglich?

Die aktuellen demografischen Entwicklungen machen Pflege zu einem besonders wichtigen Bereich in unserer Gesellschaft. Doch mit dem Pflegepersonal aus dem eigenen Land ist es aktuell kaum möglich alle Pflegebedürftigen ausreichend und angemessen zu versorgen und alle notwendigen Stellen im Gesundheits-Sektor zu besetzen. Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, werden Pflegefachkräfte deshalb immer häufiger aus dem Ausland geholt. Im Vergleich zu 2013 gab es 2019 einen Anstieg an ausländischem Personal von fast 50%.

Eine besondere Herausforderung, wenn ausländische Pflegekräfte in Kliniken oder anderen medizinischen Einrichtungen in Deutschland beschäftigt werden, stellt die Sprache dar. Denn durch den hohen Bedarf an Pflegenden wird bei der Vermittlung oftmals Quantität vor Qualität gestellt, sodass die benötigten Sprachkenntnisse nicht mehr strikt eingefordert werden und ein großer Teil des Personals, jedenfalls zu Beginn, keine ausreichenden Sprachkenntnisse besitzt. Doch neben der sozialen und beruflichen Eingliederung des Personals, sind vor allem im Pflegebereich ausreichende kommunikative Kompetenzen von großer Wichtigkeit.
 

Ohne diese elementare Fähigkeit ist die Kommunikation mit Pflegebedürftigen, Angehörigen, Ärzten, Personal bzw. Kollegen und allen anderen, die an der Versorgung beteiligt sind, nicht zufriedenstellend und selbstständig möglich. Abgesehen von den sprachlichen Grundkenntnissen sind auch medizinische und pflegerische Fachbegriffe nötig. Denn nur so sind die Sicherheit, das Wohlergehen und das Vertrauen der pflegebedürftigen Menschen gegeben.

Kommunikation ist eine Notwendigkeit in der Pflege

Und trotzdem werden Fachpersonen aus dem Ausland, ungeachtet der Tatsache, dass sprachliche Kompetenzen fehlen, kulturelle Unterschiede gegeben sind und die Ausbildungen unterschiedlich gestaltet wurden, als Beschäftigte sehr schnell in den Arbeitsalltag geworfen. Schnell fällt dann auf, dass die Kenntnisse oftmals nicht ausreichend sind, um die Patienten sicher und eigenständig versorgen zu können.
 

Doch Kommunikation ist eine Notwendigkeit, um Pflegebedürftigen Sicherheit zu geben, denn Sprache und Mimik und Gestik haben eine direkte und emotionale Wirkung auf Menschen. Ist keine gemeinsame sprachliche Basis vorhanden, sind die Gespräch sehr eingeschränkt oder gar nicht möglich. Zudem ist die Anerkennnung der ausländischen Pflegefachkräfte teilweise höher, wenn sie die deutsche Sprache beherrschen.


Zwar kann dann mit „Händen und Füßen“ kommuniziert werden, aber es bleiben immer noch Fragezeichen stehen, da nicht alle wichtigen Informationen ausgetauscht und besprochen werden können. Pflege beinhaltet außerdem verschiedene Bereiche, die von Langzeitversorgung, über OP bis zur Akutversorgung in Notfallaufnahmen reichen. Deshalb ist es wichtig Informationen sachgerecht und für den Patienten verständlich weitergeben und diese dokumentieren zu können. Neben diesen Grundkompetenzen ist es wichtig, Patienten, Heimbewohner und Angehörige auch auf menschlicher Ebene zu begleiten, zu unterstützen, zu trösten und zu ermutigen. Niemand ist dem Gepflegten so nah wie ein Pflegender, deshalb ist hier Vertrauen zentral. Und das ist nur möglich mithilfe von Kommunikation und einer gemeinsamen Basis. Denn sprachliche Unsicherheiten seitens des Personals können bei dem Pflegebedürftigen Unsicherheiten auslösen und ihn an der fachlichen Kompetenz des Pflegenden zweifeln lassen, sodass kein Vertrauen aufgebaut werden kann. 

Empfehlungen für Beschäftigte und Arbeitgeber

Um dem entgegenzuwirken, sprachliche Kompetenz aufbauen, Missverständnissen und Unsicherheiten vorbeugen und Vertrauen aufbauen zu können, müssen alle Beteiligten zusammenarbeiten und sich der Herausforderung bewusst sein.

  • Zunächst muss an das kollegiale Verständnis des gesamten Personals und an die Eigenverantwortung der ausländischen Beschäftigten appelliert werden. Haben diese etwas nicht verstanden, sollten sie sich genügend verantwortlich für die Arbeit und soweit wohl im Arbeitsumfeld fühlen, dass sie das eingestehen und Hilfe oder Rat einholen können.
  • Ausländische Fachkräfte sollten außerdem in den medizinischen und pflegerischen Fachtermini ausgebildet werden, sodass keine fachlichen Fehler passieren.
  • Es kann zusätzlich eine Begleitung durch einen Mentor in der Einarbeitungszeit stattfinden, um den Einstieg zu erleichtern.
  • Arbeitgeber sollten ihre Verantwortung anerkennen, für die sprachliche Weiterbildung der angeworbenen Mitarbeiter zu sorgen und damit die Zusammenarbeit zwischen den Kollegen zu verbessern und angenehme Beziehungen zwischen Personal und Pflegebedürftigen zu ermöglichen.

 

Durch den Mangel an Pflegepersonal werden ausländische Fachkräfte oftmals zu schnell und mit unzureichenden Sprachkenntnissen voll in den Dienst eingebracht. Dabei sind sie meist noch nicht in der Lage selbstständig und angemessen zu handeln. Das führt dazu, dass die Verantwortung an Mitarbeiter mit genügend sprachlichen Kompetenzen übergeht und diese extrem belastet. Mit Hilfe der genannten Empfehlungen können die Belastungen für alle Mitarbeiter gesenkt und die Zufriedenheit gesteigert werden. Denn Pflegebedürftige haben ein Recht auf qualitative Versorgung, genauso wie Beschäftigte ein Anrecht darauf haben unter angemessenen Arbeitsbedingungen tätig zu sein.