Demente oder herzkranke Bewohner und Bewohnerinnen sind in Altenheimen an der Tagesordnung: Es sind Krankheiten, die bei alten Menschen besonders verbreitet sind. Das Personal ist dementsprechend darauf vorbereitet und im Umgang geschult. Anders sieht es mit einer anderen Krankheit aus, die in der Pflege regelmäßig unterschätzt wird und nur wenig erforscht ist: der Suchtkrankheit, allen voran der Alkoholabhängigkeit. Nur die wenigsten Einrichtungen sind auf solche Fälle eingerichtet, obwohl geschätzt wird, dass die Zahl der Menschen (und damit auch alten Menschen) mit Alkoholproblemen immer weiter steigt. Laut Bundesgesundheitsministerium trinken rund 27 % der Männer und 18 % der Frauen über 65 regelmäßig eine für Körper und Geist gesundheitsschädliche Menge an Alkohol.
Warum Suchtkranke oft Schwierigkeiten im Altenheim haben
Wer sich mit Alkoholabhängigkeit im Alter beschäftigt, der merkt schnell, dass Suchtkranke in Alten- bzw. Pflegeheimen im Durchschnitt jünger sind als Bewohner ohne eine solche Abhängigkeit. Das liegt unter anderem daran, dass sie durch ihren Alkoholkonsum laut einer Studie im Schnitt 15 Jahre schneller altern und dadurch viel früher körperliche oder psychische Probleme aufkommen, aufgrund derer die Senioren nicht mehr allein zu Hause leben können oder sie langfristig ambulant gepflegt werden müssen. Dazu kommt, dass Drogenabhängige im Allgemeinen aufgrund einer besseren Versorgung heutzutage deutlich älter werden als früher – eigentlich eine sehr positive Entwicklung, wären Einrichtungen besser auf diese Art von Bewohner eingestellt.
Eine Suchterkrankung ist für Betroffene oft besonders schwer, weil sie neben ihren körperlichen und psychischen Symptomen zusätzlich mit viel Stigmatisierung und Ausgrenzung sowie dem Verlust ihres sozialen Umfelds oder ihrer Arbeit zu kämpfen haben. Gerade ältere Menschen haben oft niemanden, mit dem sie über ihre Abhängigkeit sprechen können oder wollen sich aufgrund von Schamgefühlen nicht helfen lassen – einige Alkoholabhängige versuchen auch, ihre Sucht zu verstecken. Viele ältere Menschen mit Suchterkrankung kommen aus einem schwierigen sozialen Milieu, einige leben sogar auf der Straße, bevor sie in eine Einrichtung aufgenommen werden. Das kann zu zusätzlichen Herausforderungen wie einer geringen Angepasstheit oder Aggressionen führen, welche durch die Sucht noch verstärkt werden.