Eine Frau steht mit geschlossenen Augen in der Natur und lacht

Verfasst von Inga Beißwänger|Veröffentlicht am 07.02.2022

Ausgelaugt? 9 Tipps für mehr Selbstpflege in der Pflege

Warum ist Selbstpflege wichtig und wie kannst du sie in deinen Alltag einbauen?

Um ihren Beruf erfolgreich und mit Herz ausführen zu können, brauchen Pflegefachkräfte Empathie. Sie kümmern sich gerne um andere Menschen – doch leider kommen sie selbst dabei häufig zu kurz. 

Das ist die Krux in vielen helfenden Berufen wie in der Pflege: Den ganzen Tag hilfst du anderen Menschen und freust dich, wenn es ihnen durch deine Arbeit besser geht. Die Anerkennung der Patienten oder älteren Menschen ist dir sicher, wenn du ihnen freundlich begegnest und dich gut um sie kümmerst. Umso schöner ist es, wenn du dafür ein Lächeln oder „Dankeschön“ erhältst. 

Doch Hand aufs Herz: Was ist mir dir? Wie unterstützt du dich? Wie bedankst du dich bei dir selbst? Was tust du für die Pflege von Körper, Seele und Geist?

Das Wort „Selbstpflegedefizit“ beschreibt den Zustand nur zu gut, wenn es an Selbstpflege mangelt: Total ausgelaugt, gestresst, lustlos. Schlimmstenfalls hast du das Gefühl, dass dein an sich sehr schöner Beruf dich „auffrisst“ und du siehst keinen Weg aus der Misere. Doch so weit muss es nicht kommen!

Warum ist Selbstpflege wichtig?

“Kümmere dich mehr um dich selbst” – das mag erstmal egoistisch klingen. Doch mit Egoismus hat Selbstpflege in der Pflege nichts zu tun – ganz im Gegenteil: Nur wenn es dir gut geht, kannst du dich auch gut um andere kümmern. Ist dein Akku dagegen leer, werden dir die Empathie und die Freude am Beruf früher oder später verloren gehen. Also gilt es, dich um dich selbst mindestens so gut zu kümmern wie um dein Handy. Nur, dass dein Akku etwas individueller ist. 

Was kannst du tun gegen das Selbstpflegedefizit?

Es gibt viele Möglichkeiten, deinen Akku wieder aufzuladen. Probiere ruhig einige aus – dann weißt du, was dir gefällt und was dir gut tut. Denn auch das ist wichtig zu wissen: Wenn du dich zur Selbstpflege zwingen musst, wirst du nicht durchhalten. Außerdem bringt es mehr, regelmäßig und im Alltag ein paar Minuten lang etwas für dich zu tun als einmal in der Woche in Aktivitätshektik zu verfallen und dann stundenlang die Geräte im Fitness-Studio zu traktieren.  

Hier ein paar Ideen für Selbstpflege im Alltag
 

  • Bewegung jeder Art tut gut. Dehne und lockere zwischendurch immer mal wieder die besonders beanspruchten Beine und die Nacken-Schulterpartie. Probiere diverse Sportarten aus. Das geht auch ganz einfach und kostenlos mit Videos auf YouTube oder mit Apps für dein Smartphone.

  • Führe ein Dankbarkeitstagebuch: Schreibe regelmäßig fünf Dinge oder Situationen auf, für die du dankbar bist.  

  • Notiere dir besonders schöne Situationen auf kleinen Zetteln und sammle diese in einem Gurkenglas. Etwa, wenn du ein Lob von einer Patientin oder Vorgesetzten für deine gute Arbeit erhalten hast. Das kann dir auch durch schwierige Zeiten helfen – wenn du die Zettel wieder liest und dich an die schönen Begebenheiten erinnerst. 

  • Höre deine Lieblingsmusik – und tanze wild dazu!

  • Entwickle Achtsamkeit. Yoga und/oder Meditation können dir dabei helfen, nicht mehr den ganzen Tag lang auf „Autopilot“ durch den Tag zu hetzen, sondern mit mehr Bewusstsein durch den Tag zu gehen – nicht zuletzt auch mit Bewusstsein für dich selbst! 

  • Sag auch mal „Nein“ – etwa, wenn du gefragt wirst, ob du an deinem freien Tag für einen kranken Kollegen einspringen kannst.  

  • Sorge für mehr Ruhe in deiner Freizeit. Lass Handy, Fernseher und Videokonsole wenigstens an manchen Tagen bewusst aus.

  • Guter Schlaf ist wichtig, auch wenn dieser im Schichtdienst nicht immer so leicht zu bekommen ist. Schaffe dir eine ruhige Schlafumgebung und eine Zubettgeh-Routine. Fernseher und andere technischen Geräte im Schlafzimmer sind tabu. Das Bett ist nur zum Schlafen da – die einzigen dort erlaubten Aktivitäten sind Lesen und Sex. 😉 

  • Gesunde Ernährung ist ebenso wichtig für erholsamen Schlaf und allgemein für die Gesundheit. 


Gut ist es, Routinen zu entwickeln. Damit machst du dir die Selbstpflege zur Gewohnheit und verscheuchst den inneren Schweinehund. Mach es dir zum Beispiel zur Gewohnheit, in der Tagesschicht wenigstens zehn Minuten an die frische Luft zu gehen und eine kleine Runde zu drehen. Das Tageslicht und die Bewegung helfen dir dabei, dich körperlich und seelisch zu entspannen. 
 

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Auf zur Selbstpflege-Challenge!

Du hast schon einiges ausprobiert und weißt, was dir gut tut? Super! Dann schreibe dir auf, welche Selbstpflege-Routinen du in deinen Alltag integrieren möchtest. Das Aufschreiben führt zu mehr Verbindlichkeit dir selbst gegenüber. Noch besser klappt es, wenn du dich mit Kolleginnen und Kollegen absprichst. Veranstaltet doch mal eine Selbstpflege-Challenge, indem ihr euch erzählt, welche kleinen Routinen ihr in der Folgewoche einbauen wollt. Danach reflektiert ihr gemeinsam, was geklappt hat und was nicht. Dabei geht es keinesfalls darum, wer der oder die Beste ist. Absprachen führen zu mehr Commitment – für euch selbst. Außerdem macht es zusammen mehr Spaß als alleine. 

Öfters mal die Gedanken schweifen lassen

Trotzdem solltest du auch Zeit für dich allein und in Ruhe reservieren. Schon ein paar Minuten zum Start und Abschluss des Tages, in denen du es dir gemütlich machst und deine Gedanken schweifen lässt, helfen beim Abschalten. In diesen Minuten kannst du besser zu dir kommen. Frage dich regelmäßig: Bekomme ich das, was ich brauche? Sag auch deinem Umfeld – also deinen Freundinnen und Freunden oder deinem Partner oder deiner Partnerin – dass du dir in Zukunft mehr Zeit für dich alleine brauchst. Wenn sie wissen, wieso du dich nach der Arbeit erstmal zurückziehst, werden sie das besser verstehen.

Was sind No-Gos in Sachen Selbstpflege für Pflegende?

  • Rauchen – auch wenn dir die Rauchpausen regelmäßig kleine Auszeiten schaffen. Auf die Dauer schaden die Zigaretten mehr als dass sie (vermeintlich) Entspannung bringen. 

  • Zu viel Zucker und Fast Food: Damit schläfst du nicht nur schlechter, sondern tust deiner Gesundheit langfristig nichts Gutes. Sorge für gesunde Snacks: Halte Äpfel, Bananen, Nüsse oder Studentenfutter griffbereit für die Pausen und wenn der „kleine Hunger“ kommt. Sie sind auch noch wahres „Brain Food“. 

  • Zu viel Alkohol: Auch wenn Alkohol entspannt, sorgt er nicht für einen besseren Schlaf. Ab und zu ein kleines Glas gesunder Rotwein – mehr sollte es nicht sein. 


 

Fazit: Probiere aus, was dir in Sachen Selbstpflege gefällt. Mache daraus Routinen, die du kleinteilig in den Pflegealltag einbaust. Damit sorgst du gut für dich und beugst einem Selbstpflegedefizit vor. Auf diese Weise wirst du noch lange Freude an deinem schönen Beruf haben.