Eine Krankenschwester hebt ihre Hand ablehnend nach oben.

Veröffentlicht am 01.07.2020

Einfach mal "Nein" sagen?

Warum es sich lohnt, den Arbeitskollegen und dem Chef nicht jeden Wunsch zu erfüllen

Das “Nein”-Sagen gehört im Leben meist zu den unliebsamen Aufgaben, ob privat oder beruflich im Job. Vielen Menschen fällt es besonders im Arbeitsalltag schwer, eine Bitte oder einen Gefallen abzulehnen. Man befürchtet einen schlechten Ruf bei den Kollegen zu bekommen oder dass sich das “Nein” negativ auf die Karriere auswirken könnte. Aber meist handelt es sich dabei um persönliche Ängste – wie die Angst vor Ablehnung oder der zu große Respekt vor Autoritäten – und diese Bedenken sind unbegründet. Wird jedoch aus Angst zu allem und jedem “Ja” gesagt, kann es zu anhaltenden Überlastungen im Beruf oder sogar zum Burn-out kommen. Daher ist es wichtig die eigenen Grenzen zu bestimmen und diese auch zu kommunizieren. So kann langfristig eine Zufriedenheit am Arbeitsplatz entstehen. 
 

Das bedeutet natürlich nicht, dass jede zusätzliche Aufgabe im Job abgelehnt werden kann oder soll. Dafür sollte die individuelle Situation betrachtet und die eigene Leistungsfähigkeit eingeschätzt werden. Du weißt selbst am Besten, wann du an deine Grenzen stößt. Auf Grundlage dessen kann entschieden werden, ob ein “Ja” oder “Nein” angemessen ist. Bei einem “Nein” ist immer auf die Ausdrucksweise zu achten. Das heißt, die Bitte sollte nicht zu harsch mit einem passiv-aggressiven Ton zurückgewiesen werden. Stattdessen hilft Höflichkeit und Diplomatie dem Bittsteller bei dem Akzeptieren des "Neins". 
 

Ein solches Nein-sagen wird nicht als unkollegial, faul oder egoistisch empfunden, sondern kann sogar mehr Respekt von den Kollegen einbringen. Denn wird am Arbeitsplatz ab und zu “Nein” gesagt, wird das als realistische Selbsteinschätzung eines verantwortungsvollen Menschen interpretiert. 

Das angemessene Vorgehen beim Nein

Nun ist eine solche Situation gekommen, ein Kollege bittet um die Übernahme einer seiner Aufgaben oder der Chef möchte, dass Sie weitere Überstunden leisten. Wie gehen Sie nun vor?

Zunächst sollte eine Einschätzung der aktuellen Situation stattfinden. Gibt es beispielsweise keinen Zeitdruck, Sie haben in letzter Zeit schon einige extra Aufgaben angenommen und es sind andere Kollegen anwesend, die die Bitte ebenfalls erledigen könnten, dann ist es durchaus möglich in diesem Fall “Nein” zu sagen und die Bitte abzulehnen. Ist jedoch etwas sehr dringend zu erledigen und keinem anderen Mitarbeiter ist es möglich, die Aufgabe zu erledigen, wäre stattdessen ein “Ja” angebracht. 

Deine Alarmglocken sollten jedoch läuten, wenn du merkst, dass du stets zuerst um Extraaufgaben oder Überstunden gebeten wirst. Das kann zwar einerseits wie ein Kompliment anfühlen, da deine Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft geschätzt wird. Jedoch kann es andererseits passieren, dass diese Eigenschaften von Kollegen oder Chefs ausgenutzt werden. Daher sollte in angemessenen Situationen zum “Nein” gegriffen werden. Es ist jedoch ratsam die Gründe dafür ruhig, aber selbstbewusst vorzutragen. Keine Alternative hingegen ist es, sich einen Vorwand auszudenken, warum man die Aufgabe nicht übernehmen kann. Früher oder später fliegt die Lüge auf und dein guter Ruf ist dahin.

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Das Nein gegenüber dem Chef

Viele empfinden das Ablehnen einer Aufgabe gegenüber dem Chef oft als besonders schwierig. Doch auch hier sind Grenzen trotz Respekt vor der Autorität wichtig, sodass die Belastungen nicht zu hoch werden.
 

Vorgesetzte schätzen es durchaus, wenn die eigenen Ressourcen und die Leistungsfähigkeit richtig eingeschätzt werden.


Wichtig ist, auch in Stresssituationen ruhig und bedacht zu kommunizieren. Hilfreich ist es zunächst um Bedenkzeit zu bitten, sodass in Ruhe über die Argumente für ein “Nein” und deren Formulierungen nachgedacht werden kann. Positiv angesehen werden auch von dir angebotene alternative Lösungen, um einen möglichen Kompromiss zu finden. Das ist außerdem beim Nein-Sagen gegenüber dem Chef zu beachten:

  • Erinnere ihn an seine Vorgaben oder Versprechen zu dem Thema
  • Sollte es sich um eine dringende und wichtige Aufgabe handeln, bitte ihn um seine Mithilfe
  • Auf die Folgen hinweisen: Wenn ich dies tue, kann ich jenes nicht tun/verzögern sich folgende Aufgaben

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Das Nein gegenüber Kollegen

Grundlegend gelten für das "Nein" gegenüber Kollegen die gleichen Regeln. Eine ruhige, aber bestimmte Kommunikation ist wichtig, sodass die Atmosphäre im Team nicht verschlechtert wird. Bei einer unhöflichen Reaktion besteht die Gefahr, dass Ihnen der Ruf eines egoistischen und nicht hilfsbereiten Kollegen zugeschrieben wird. Auch hier gilt, nach Abwägung der Situation die richtigen Worte für eine Ablehnung zu finden. In diesem Fall bietet sich ebenfalls ein Alternativvorschlag an, der auch gemeinsam mit dem Kollegen erarbeitet werden kann. Das unterstreicht den Teamgeist. Daher gilt beim Ablehnen der Bitte folgendes zu beachten:

  • Appelliere an das Verständnis deiner Kollegen, dass du ihnen den Gefallen nicht tun kannst
  • Beharre auf deine Entscheidung und bleibe konsequent
  • Weise deutlich daraufhin, wenn es sich um eine unverschämte Bitte handelt
     

Es ist für die Zufriedenheit und Gesundheit am Arbeitsplatz von großer Bedeutung auch “Nein” sagen zu können, wenn zusätzliche Aufgaben oder Überstunden anfallen. Doch auch die Ablehnung von Bitten und Gefallen erfordert Verständnis gegenüber der Situation und der Kollegen sowie gegenseitigen Respekt. Einfühlungsvermögen kann bewiesen werden, indem kommuniziert wird, dass die Situation und die Gründe des Bittenden verstanden werden. Gleichzeitig sollte aber auch die eigene Lage erklärt werden. Im Idealfall wird gemeinsam nach einer alternativen Lösung gesucht, sodass einerseits die Aufgabe erledigt werden kann. Und andererseits wird dadurch das Arbeitsklima nicht geschädigt.