Krank wird fast jeder einmal – und alt auch. Und wenn das passiert, dann geht es allen gleich: Sie kommen ins Krankenhaus, ein Pflegeheim oder müssen zumindest ambulant medizinisch versorgt werden. Für das Pflegepersonal ist das eine spannende, aber auch herausfordernde Aufgabe. Denn sie müssen sich um die verschiedensten Menschen kümmern – aus verschiedenen sozialen Klassen, von verschiedener Herkunft und eben auch mit verschiedener Sexualität. Wenn du dich mit der Thematik noch nicht besonders beschäftigt hast, kann das zu Unsicherheiten führen. Wir geben dir deshalb einen kleinen Überblick.
Homosexuell, bisexuell, transsexuell?
Wenn früher noch lediglich zwischen hetero- und homosexuell unterschieden wurde, so gibt es heutzutage ein viel größeres Spektrum an Definitionen. Denn Sexualität ist vielfältig und das spiegelt sich zunehmend auch in der Sprache wider. Als Pflegekraft ist es für dich hilfreich, diese Vielfalt zu kennen, damit du deine Patient*innen besser verstehen kannst. Während sich manche Menschen nicht in eine Schublade stecken lassen möchten, ist es für die meisten wichtig, ihrer Sexualität einen Namen zu geben, vor allem, wenn sie von der immer noch als „normal“ betrachteten Heterosexualität abweicht. Das hilft ihnen, sich selbst besser zu verstehen, sexuell selbstbestimmt zu leben und vielleicht auch andere zu finden, die dieselben Neigungen haben.
Homosexualität (das sexuelle und romantische Interesse am gleichen Geschlecht), Bisexualität (das Interesse an beiden Geschlechtern) und Asexualität (kein sexuelles Interesse) sind den meisten bekannt. Es gibt jedoch noch viele weitere Formen – zu viele, um sie hier alle aufzulisten. Ein paar der wichtigsten Begriffe zum Thema Sexualität möchten wir dir hier trotzdem verkürzt erklären.
- LGBTQ: Diese Abkürzung steht für die englischen Begriffe Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexual (bisexuell), Transgender und Queer (ein Sammelbegriff für alle nicht-heterosexuellen Menschen).
- Cissexualität: Als „cis“ werden Menschen bezeichnet, die mit dem Geschlecht geboren wurden, als das sie sich identifizieren. Die Mehrheit der Menschen sind also cissexuell.
- Transsexualität: Transsexualität ist sozusagen das Gegenteil von Cissexualität. Als transsexuell wird jemand bezeichnet, der das Gefühl hat, das falsche Geschlecht zu haben: Zum Beispiel ein Mann, der sich wie eine Frau fühlt. Transsexuelle können eine Geschlechtsumwandlung gemacht haben, müssen es aber nicht (z.B. weil sie keine Möglichkeit dazu haben). Übrigens ist Transsexualität nicht dasselbe wie Transvestitismus. Ein Transvestit kleidet sich gern wie das andere Geschlecht, mit seiner Sexualität oder seinem Geschlecht hat das aber an sich nichts zu tun.
- Intersexualität: Du erinnerst dich vielleicht an die Debatte, im Ausweis die Option „divers“ anzugeben. Hiervon sind besonders Intersexuelle betroffen, denn diese lassen sich anatomisch oder hormonell nicht klar einem biologischen Geschlecht zuordnen. Viele Intersexuelle fühlen sich trotzdem eher einem Geschlecht zugehörig, andere jedoch nicht.
- Demisexualität: Für dich als Pfleger spielt es praktisch wahrscheinlich keine Rolle, trotzdem ist es interessant zu wissen, dass es auch eine sogenannte sekundäre sexuelle Anziehung gibt. Dabei fühlt sich eine Person aufgrund von Merkmalen zu einer anderen hingezogen, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind (wie z.B. das Geschlecht). So fühlen sich Demisexuelle nur zu Personen hingezogen, welche sie sehr gern haben und gut kennen (One-Night-Stands wären für sie also keine Option). Ähnlich verhält es sich übrigens mit Sapiosexuellen. Diese werden von Intelligenz angezogen.