Ein kleines Mädchen lacht ihren Vater an

Verfasst von Elisabeth Felde|Veröffentlicht am 26.08.2020

Nach der Elternzeit zurück in den Pflegeberuf

So gelingt der Wiedereinstieg in den Berufsalltag

Nach einer Auszeit fällt die Rückkehr in den Beruf nicht immer einfach. Genauso mag es manchen Pfleger:innen gehen, die in Elternzeit waren und sich nach einer längeren Arbeitspause wieder in den Berufsalltag in der Pflege hineinfinden müssen. Vor allem, wenn sich die Beziehung zu den Arbeitskolleg:innen, der allgemeine Ablauf und andere bislang vertraute Vorgehensweisen im Laufe dieser Zeit verändern, ist der berufliche Wiedereinstieg nicht leicht. Welche Möglichkeiten gibt es, Stück für Stück zurück in den Berufsalltag zurückzufinden und diesen gleichzeitig mit dem Privatleben zu vereinbaren?

Was Elternzeit genau bedeutet

Mit der Geburt des Kindes darf ein:e Arbeitnehmer:in in Elternzeit gehen. Das bedeutet, dass die Eltern zusammen bis zu drei Jahre von der Tätigkeit freigestellt werden können, ohne den Arbeitsplatz verlieren zu können. Berufstätige dürfen somit nach der arbeitsfreien Zeit ihrer Tätigkeit wieder nachgehen und die Karriere fortsetzen. Beantragt wird die Elternzeit beim Arbeitgeber. 

Besondere Herausforderung in Pflegeberufen

Da die Arbeit als Gesundheits-, Kranken- oder Altenpfleger:in sowohl physisch als auch psychisch anspruchsvoll ist, sollten sich vor allem Schwangere spätestens nach dem vierten Monat der Schwangerschaft schonen und einige körperlich anstrengende Tätigkeiten in der Betreuung vermeiden. Aufgrund des Mutterschutzgesetzes können sie ihre Arbeitszeiten einschränken bzw. an die eigenen individuellen Bedürfnisse anpassen. Dadurch kann ab dieser Zeit eine Phase beginnen, in der die Berufstätige weniger Stunden arbeitet bzw. fehlt. Eine nachfolgende Elternzeit führt zu einer relativ langen Arbeitspause, meistens vor allem bei Frauen bzw. Müttern. Die Kolleg:innen sieht man ab sofort nicht mehr jeden Tag und auch Veränderungen im Arbeitsalltag bekommt der/die Freigestellte nicht mehr direkt mit.

Trotz Pause Kontakt zur Arbeitsstelle und- Kollegen halten

Um zu verhindern, dass der Austauch mit der Arbeitsstelle komplett verloren geht und man nach der Elternzeit ins Leere geworfen wird, ist es wichtig, sich regelmäßig über das Arbeitsgeschehen zu informieren. Hierbei können engere Kolleg:innen hilfreich sein, die einem kontinuierlich Informationen über Veränderungen oder aktuelle Geschehnisse geben können.

Beispielsweise kann der oder die Freigestellte regelmäßig ein Telefonat mit einem oder einer Kolleg:in führen und sich auf den aktuellen Stand bringen lassen. Wie stressig ist es momentan bei der Arbeit? Sind neue Kolleg:innen gekommen oder gegangen? Zwar ist man so nicht körperlich am Arbeitsplatz, aber zumindest geistig ein wenig vor Ort. Wenn man anschließend wieder in den Berufsalltag geht, ist eine grobe Orientierung über den Stand der Dinge vorhanden – unabhängig davon, ob sich ein:e Arbeitnehmer:in dazu entschließt, nur ein oder alle drei Jahre der Elternzeit in Anspruch zu nehmen: Kontakt zu halten ist immer eine gute Idee!

Immer auf dem neuesten Stand – Fortbildungen auch während der Elternzeit?

Vor allem in Pflegeberufen ändern sich Abläufe kontinuierlich. Die Wissenschaft schreitet voran und es werden stets neue Pflegemethoden entwickelt. Dementsprechend müssen Pfleger:innen regelmäßig zu Fortbildungen gehen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Diese kann der  oder die Freigestellte ebenfalls nicht wahrnehmen. Um beim Wiederstieg dennoch auf dem neusten Stand zu sein, gibt es heute glücklicherweise Möglichkeiten, online bei Fortbildungen teilzunehmen oder sich die erarbeiteten Materialien schicken zu lassen.

Darüber kann man sich an der jeweiligen Fortbildungsstelle informieren. Ist das nicht möglich, so kann es hier ebenfalls hilfreich sein, sich mit Kolleg:innen in Verbindung zu setzten, um sich die wesentlichen Inhalte der Fortbildungsmaßnahme erklären zu lassen.

Der Wiedereinstieg – eine Herausforderung

Je nachdem wie lange man die Elternzeit in Anspruch genommen hat, ist es als Pflegefachmann oder Pflegefachfrau nach der Babypause leichter oder schwerer, wieder zurück in den Berufsalltag zu kommen. Nach einem Jahr Pause mag der Wiedereinstieg leichter sein als nach drei Jahren. Hat man in dem einen Jahr kaum Kontakt zu den Kolleg:innen gehalten, kann die Rückkehr genauso schwer wie nach einer längeren Abwesenheit sein. 

Zunächst kommen neue Kolleg:innen, Abläufe und eine komplett andere Tagesstruktur auf einen zu. Man ist nicht mehr den ganzen Tag zu Hause bei der Familie und hat dementsprechend nicht mehr die volle Macht über die Tagesplanung.

Nicht nur an den Arbeitsalltag, auch an den privaten Tagesablauf muss man sich gewöhnen. Dabei kommt die Frage auf wie Privat- und Berufsleben miteinander vereinbart werden können: Wo lasse ich mein Kind? Wann habe ich Zeit? Wann kann ich Pausen im Alltag einbauen? Werde ich mich gut um mein Kind und gleichzeitig um den Haushalt kümmern können und trotzdem fit auf der Arbeit sein? Habe ich dir nötige Unterstützung durch meine:n Partner:in oder meine Familie? Das sind berechtigte Fragen und Sorgen nach einer beruflichen Pause. Es gibt verschiedene Maßnahmen, die einem helfen können, diese Hürden zu meistern.

Deine Wahl: Wiedereinstieg oder Neustart

Angebote der Einrichtung nutzen

Kliniken und Pflegeeinrichtungen bieten oft Angebote an, die Arbeitnehmer:innen das Leben vereinfachen können. Beispielsweise kann man nach Wiedereingliederungsmaßnahmen Ausschau halten. Diese können individuell mit dem Arbeitgeber vereinbart werden. Dazu gehört das Festlegen von geregelten Arbeitszeiten, um zu wissen, wann man für seine Familie da sein kann oder die Teilnahme an Wiedereinstiegsseminaren, wenn diese angeboten werden. Außerdem gibt es die die Möglichkeit, eine abgestufte Teilzeit in Anspruch zu nehmen. Dabei wird die Arbeitszeit nach der Pause schrittweise aufgestockt. Zum Beispiel arbeitet man erst drei Frühschichten pro Woche. Anschließend werden die Einsätze erhöht und zuletzt die Schichten variiert. So kann sich der Arbeitnehmer wieder an den Berufsalltag gewöhnen, ohne sich zu überlasten. 
 

Wenn es keinen Elternteil gibt, der das Kind zu jeder Zeit betreuen kann, so muss für das Kind eine Betreuung gefunden werden. Häufig bieten Einsatzstellen für Pfleger:innen und Ärzt:innen extra Betreuungsmaßnahmen an oder haben eine eigene Kindertagesstätte. Ansonsten sollte man sich rechtzeitig um eine Tagesmutter kümmern.



Alles eine Sache des Managements: In den ersten Lebensjahren ist es wichtig, bei seinem Kind zu sein. In dieser Zeit entwickeln sich der Körper und das Gehirn rapide. Die Elternzeit ermöglicht es, bei seinem Kind zu sein. Wie schwer es ist, nach der Pause wieder in den Arbeitsalltag einzusteigen hängt davon ab wie viel Initiative man selbst zeigt. Regelmäßiger Kontakt zur Arbeitsstelle, das Informieren über die neuesten Entwicklungen in der Pflegebranche und das Nutzen von Angeboten der Einsatzstelle erleichtern den Wiedereinstieg.