Jedem ist das Gefühl von Scham bekannt: Das Gefühl des Unwohlseins, wenn die Privatsphäre und Intimität angegriffen wird oder man aufgrund des eigenen Berufsfeldes selbst eine solche Schamsituation auslöst. Das Schamgefühl wird als eine der schmerzhaftesten Emotionen bezeichnet, da sie auf persönlicher Ebene eine große psychische Belastung darstellen kann. Schamgefühle können unterschiedlichste Auslöser haben, doch gerade in der Pflege gibt es viele Situationen, die diese begünstigen. Hast du dich als Pfleger*in schon einmal gefragt, wie oft du am Tag das Gefühl von Scham oder Unwohlsein erlebst? Vielleicht kannst du die Anzahl gar nicht an einer Hand abzählen! Wir geben dir Tipps, wie du mit solchen Situationen umgehen kannst.
Wann empfinden wir Scham?
Das Gefühl von Scham muss nicht immer nur negativ behaftet sein. Es zeigt uns und auch unseren Mitmenschen, wenn persönliche Schutzgrenzen überschritten werden. Somit können Grenzen aufgebaut werden und im normalen Alltag dazu führen, dass wir uns in unserer Umgebung wohlfühlen. Du lernst durch diese Grenze, deinen oder deine Gegenüber besser einzuschätzen und korrekt zu reagieren.
Wenn durch eine Pflegesituation unsere Privatsphäre oder Intimsphäre angegriffen wird, fühlen wir uns in unserer Würde verletzt und empfinden Scham. Da Patienten in der Pflege meist auf Hilfe von außen angewiesen sind, kommen solche Situationen nicht selten vor: In der Pflege kommst du fast täglich mit dem Schamgefühl von Pflegebedürftigen in Kontakt. Durch den Eingriff in die Intimsphäre überschreitest du die persönliche Schutzgrenze des Patienten – ein Moment, der beide Seiten nicht unbedingt angenehm ist.
Hierzu gehören beispielsweise Situationen wie das Waschen durch den Pfleger oder auch das Wechseln von Windeln bei Inkontinenz im Alter. Diese Vorgänge sind sehr intime Situationen, die weit außerhalb der Komfortzone der Patienten liegen. Zudem löst diese Art von Unterstützung nicht nur Hilflosigkeit, sondern vor allen Dingen das Gefühl der Entwürdigung und folglich auch Schamgefühle aus.