Das Helios Seehospital Sahlenburg beeindruckt mit seiner langen Geschichte, seiner besonderen Spezialisierung und seiner Qualität, die seit über hundert Jahren auf medizinisch hochwertige Standards hervorbringt und damit Maßstäbe setzt.
Ein Krankenhaus mit vielen Facetten
1899 Errichtung des ersten deutschen Seehospitals unter Hamburger Einfluss
In England, Frankreich und Belgien wurden tuberkulosekranker Kinder schon jahrzehntelang in See-Krankenhäusern behandelt. Nun wollte auch endlich Hamburg nachziehen, jedoch dafür keine Mittel in die Hand nehmen. So ist die Errichtung des ersten deutschen Seehospitals dem 1899 verstorbenen jüdischen Hamburger Geschäftsmann Marcus Nordheim zu verdanken. Der Vorstand der Nordheim-Stiftung kaufte das Gelände im damals weitabgeschiedenen Sahlenburg im Amt Ritzebüttel. Zur Einweihung am 4. September 1906 kamen 150 Gäste aus Hamburg mit dem Zug.
20 Mark pro Woche
Der wöchentliche Pensionspreis betrug 20 Mark; Ermäßigungen gab es für arme Familien. “Vielleicht und hoffentlich finden sich edle Stifter und Stifterinnen, an denen Hamburg nie arm gewesen ist, um Freibetten zu stellen oder Geldsummen dem schönen Zweck zuzuwenden”, heißt es bei der Eröffnung. Eine Einweisung bedeutete Monate, wenn nicht Jahre (bis zu sieben!) fern von zu Hause. Die Pflege übernahmen Schwestern des Evangelischen Diakonievereins e.V. Berlin-Zehlendorf, die auch in der Küche das Zepter schwangen. Die medizinische Assistentinnen und Lehrerinnen trockneten auch als Mutterersatz so manche Träne, wenn das Heimweh zu groß wurde oder schwere medizinische Prozeduren anstanden.
“Als Mariner im Krieg” - Ringelnatz berichtete
Auf dem Gelände befanden sich auch Wohngebäude für das Personal, Gärten zur Selbstversorgung sowie Ställe. Ein Fuhrwerk mit drei Pferden stellte die Verbindung nach Cuxhaven sicher. Kinder aus Familien und Armenanstalten Hamburgs und der Umgebung bevölkerten bald die Krankensäle mit den angeschlossenen Liegehallen. Im Sommer wurde das Leben nach draußen verlagert. Im 1. Weltkrieg musste die Klinik dem Militär überlassen werden - Joachim Ringelnatz berichtet darüber in “Als Mariner im Krieg”. Nach der Wiedereröffnung gefährdete die Inflation die Existenz der Anstalt, doch auch dies wurde ebenso überwunden wie die Einflussnahme der Nationalsozialisten und der 2. Weltkrieg, in dem die Patienten in Luftschutzbunkern schliefen.
Neue Behandlungsmethoden und das Cuxhaven-Korsett
Wegen besserer Behandlungsmöglichkeiten für die Tuberkulose wurden neue Schwerpunkte gesucht. Zum einen war das die Urologie (inzwischen eingestellt), zum anderen die Orthopädie und Rheumatologie. Endoprothetische Eingriffe (Knie- oder Hüftgelenksersatz) kamen hinzu, ebenso eine Abteilung für Kinder- und Wirbelsäulenorthopädie und das Norddeutsche Wirbelsäulenzentrum. Der damalige Chefarzt Dr. Peter Edelmann stieß mit der Skoliose-Behandlung eine neue Tür auf und entwickelte zusammen mit dem Orthopädiemechaniker- Meister Peter Gutgesell das Cuxhaven-Korsett.
Norddeutsche Skoliose-Zentrum
Das Norddeutsche Skoliose-Zentrum feierte 2016 sein 40-jähriges Bestehen. In der Abteilung werden neben der Behandlung von Skoliose alle Formen der konservativen und operativen Behandlung von Bandscheiben- und Wirbelsäulenerkrankungen, Wirbelsäulenverletzungen und Wirbelsäulenfehlstellungen durchgeführt und das mit großem Erfolg. So entwickelte sich die Klinik stetig weiter und zwischen 1995 und 1997 entstand ein neues Bettenhaus in 1 a-Lage mit Blick aufs Wattenmeer.
Mit Helios erfolgt Modernisierung
Die ständig härter werdenden Bedingungen auf dem Klinikmarkt machten es erforderlich, nach immer neuen Ergänzungen Ausschau zu halten. Schließlich entschloss sich der Vorstand der Stiftung, das Haus an einen privaten Träger zu veräußern: Die Wittgensteiner Kliniken AG, gefolgt Anfang 2006 von der Helios-Kliniken GmbH. Im November 2003 begann der Bau des neuen Operationstraktes. Der Funktionstrakt wurde mit vier Operationssälen, Funktionsräumen und Zentralsterilisation an das moderne Bettenhaus angeschlossen. Im Erdgeschoss wurde ein zentraler Ambulanz- und Aufnahmebereich geschaffen und eine Intensivstation eingerichtet, um Patienten nach komplexen Eingriffen überwachen zu können.
Das Seehospital heute
Heute ist das Seehospital eine der profiliertesten orthopädischen- rheumatologischen Fachkliniken in Niedersachsen und vereint gleich vier starke Bereiche unter einem Dach: die allgemeine operativen und konservativen Orthopädie, der internistische Rheumatologie, die Wirbelsäulenchirurgie und Kinderorthopädie sowie die Anästhesie. In der Orthopädie wird das gesamte Spektrum an operativen und konservativen Behandlungsmaßnahmen bei Erkrankungen des Haltungs- und Bewegungsapparates abgedeckt. Unter höchsten Qualitätsanforderungen implantieren erfahrene Ärzte Endoprothesen nach neuesten, medizinischen Erkenntnissen. Neben dem Gelenkersatz bestehen weitere Schwerpunkte in der Fußchirurgie und in der orthopädischen Rheumatologie. Eng arbeitet die Abteilung mit der internistischen Rheumatologie zusammen, die dem Krankheitsbild entsprechend ein breites Spektrum an therapeutischen Maßnahmen bietet, um die Krankheitsaktivität zu mildern.
Jährlich rund 3500 Patienten
In das HELIOS Seehospital kommen jährlich rund 3500 junge und alte Menschen zum stationären Aufenthalt, weil sie nur noch unter größten Schmerzen gehen können. Weil sie nicht mehr daran denken können, ihre Schuhe selber anzuziehen. Menschen, die aufgrund von Erkrankungen ihr Zuhause nicht mehr verlassen können. Ärzte, Pflegekräfte, Physio- und Ergotherapeuten, Diätassistenten, Psychologen und Orthopädietechniker arbeiten Hand in Hand und können aufgrund ihres großen Sachverstandes und ihrer langjährigen Erfahrung dazu beitragen, damit diese Patienten wieder mobil werden und ein großes Stück Lebensqualität zurückgewinnen.