Senioren und Kinder generationenübergreifendes Zusammenleben

Verfasst von Elisabeth Felde|Veröffentlicht am 22.07.2020

Generationsübergreifend denken: Gegensätze ziehen sich an

Warum es wichtig ist, Jung und Alt zusammenzubringen

Seit einiger Zeit gibt es in Kanada generationsübergreifende Konzepte, bei denen Waisenheime mit Altersheimen kooperieren und Kinder entsprechend Zeit mit Senioren verbringen. Auch in Deutschland werden vermehrt generationsübergreifende Projekte durchgeführt, die ein Aufeinandertreffen der jüngeren und älteren Generationen vorsehen. Was ist das Besondere beim Zusammenkommen?

Isolation in eigener Generation

Sowohl Kinder in Waisenheimen als auch Bewohner*innen einer Seniorenresidenz haben eines gemeinsam: Sie haben häufig nur wenig Kontakt zur Außenwelt und somit auch zu Personen eines anderen Alters und anderen Lebensauffassungen. Die Altersgruppen leben in ihrem gewohnten, sicheren Umfeld. Zwar können die Bewohner*innen Besuch bekommen, jedoch ersetzt dieser nicht immer den richtigen Kontakt mit Menschen außerhalb des Heims. Des Öfteren kommt es zur Vereinsamung bzw. Isolation der Personen innerhalb ihrer Altersklasse. Das gilt heutzutage aber nicht nur für Kinder und Senioren, die in Heimen aufwachsen. Der demografische Wandel in unserer heutigen Gesellschaft verursacht, dass weniger Kinder mit der älteren Altersklasse in Kontakt kommen und andersherum. Es wird in der eigenen Generation gelebt und sich dementsprechend verhalten.

Verschiedene generationsübergreifende Projekte

Damit die Generationen nicht auseinanderdriften, werden Projekte in die Wege geleitet, bei denen das Zusammenkommen von Kinder und Senioren gefördert wird und Wertschätzung füreinander entwickelt werden soll. Beispielsweise kann eine Kindergruppe den Älteren etwas vorsingen, vorlesen oder –tanzen. Zusammen basteln oder Gesellschaftsspiele spielen, sind ebenfalls mögliche Programmpunkte der Treffen.
 

Allein die Vielzahl an Aktivitäten, die sowohl für Jung als auch für Alt interessant und unterhaltsam sind, zeigen gemeinsame Interessen der Generationen auf. Zudem können die Generationen gut voneinander lernen und Dinge entdecken, die sie bisher noch nicht kannten.

Win-Win –Situation

Von den Treffen profitieren beide Seiten bzw. Generationen. Die Neugier, Lebensenergie und Zuversicht der Kinder trifft auf die Lebenserfahrung der Senioren. Durch die Kooperation mit den Älteren, fassen Kinder Mut, auf diese Generation zuzugehen. Sie lernen, dass der Alterungsprozess im Leben dazu gehört und dass die Senioren auch „normale“ Menschen sind. Sie haben genauso viel Interesse an einem erfüllten, abwechslungsreichen Leben mit ausreichend Aktivitäten wie die Kinder auch. Nur ist es ihnen vor solchen Treffen nicht bewusst wie viele Gemeinsamkeiten und  Spaß sie tatsächlich miteinander haben können.

Neben dem Spaß Faktor eignen sich die Jüngeren Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme gegenüber den Älteren an. Gespannt hören sie sich Lebensgeschichten der Alten an oder lassen sich ein paar Basteltipps von einer älteren Dame geben. Die Älteren wiederum lassen sich von der frischen Lebensenergie der Kinder mitreißen und werden aufgeweckter. Bleiben sie in ihrem Seniorenkreis, kommt es nicht selten zur Vereinsamung, depressiver Stimmung und Demotivation. Viele geraten in ein Stimmungstief, aus dem es schwer ist, von allein herauszukommen. Senioren erleben durch z.B. für sie konzipierte Auftritte der Kinder und die gemeinsame Zeit Wertschätzung. Sie bekommen das Gefühl trotz oder gerade wegen ihres Alters, wertvoll zu sein. Gleichzeitig haben sie Anhaltspunkte im Alltag, auf die sie sich besonders freuen können und haben die Möglichkeit, der jüngeren Generation ihre Geschichten zu erzählen und ggf. durch positive Lebenserinnerungen Kraft zu schöpfen.

Vorurteile verringern

„Die alte Oma strickt nur“ oder „die rücksichtslose Jugend von heute!“ – beide Generationen entwickeln schnell Vorurteile gegenüber der anderen. Durch die gemeinsamen Treffen werden diese verringert. Senioren erkennen, dass die Jüngeren durchaus respektvoll und empathisch sein können während Kinder erleben, dass Ältere ähnliche oder gleiche Interessen haben. Die Generationen entwickeln eine Sympathie füreinander, entdecken Gemeinsamkeiten und legen durch das Miteinander gewisse Vorurteile ab. 

Coronazeit meistern

Während der Corona Pandemie sind insbesondere Senioren und ältere Menschen als Risikopatienten von der Außenwelt abgekapselt. Um trotzdem Kontakt zu ihnen zu halten und Freude zu bereiten, werden digitale Medien als Alternative eingesetzt. Beispielsweise haben diverse Chorgruppen ein kleines Gesangskonzert für Senioren per Videobotschaft in die Wege geleitet. Andersherum gibt es Senioren, die Kindern aus Büchern vorlesen. Zwar ersetzt dieser digitale Kontakt nicht den echten, ist aber angesichts der schweren Zeit ein gelungener Kompromiss.

Der Gegensatz ist entscheidend

Das Leben beruht auf Gegenseitigkeit. Im Leben lernt man viele Dinge von anderen. Der Effekt verstärkt sich, je gegensätzlicher die aufeinandertreffenden Personengruppen sind. Unbekannte oder nicht verständnisvolle Eigenschaften und Verhaltensweisen anderer wecken generell Neugier. Diese Entwicklung lässt sich am Beispiel Kinder-Senioren gut erkennen. Zudem beweist dieses Projekt, dass wir im Endeffekt alle nur Menschen sind, die Interesse an sozialen Kontakten und Aktivitäten haben, unabhängig vom Alter. 

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