Fachkräftemangel, demografischer Wandel, harte Arbeit, wenig Lohn: Angestellte in der Gesundheits- und Pflegebranche müssen sich täglich Herausforderungen stellen. Sie arbeiten viel und hart, oft mit Überstunden. Sie bringen sich sowohl psychisch als auch physisch an ihre Grenzen, können sich nicht immer ausreichend Zeit für einen Patienten nehmen und bekommen nicht den für die erbrachte Leistung entsprechenden Lohn. Daran muss sich etwas ändern, denken sich acht junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflegebranche und gründen die Initiative „Bunte Kittel“. Was sind die genauen Ziele und Methoden?
„Bunte Kittel“ – Ein junges Team mit hohen Zielen
Das Team der Bunten Kittel setzt sich aus acht jungen Mitarbeitern, die im gesundheitlich-pflegerischen Bereichen in und um Berlin zusammen arbeiten. Deren Ansicht nach stellt die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung eine Daseinsvorsorge dar. Sie sollte selbstverständlich sein, öffentlich organisiert werden und es überwiegt kein Profitzwang.
Ihr höchstes Ziel ist es, das tägliche Leiden aller Pfleger zusammenzuführen und das Gesundheitssystem im Allgemeinen zu verbessern bzw. auf die noch ausbaufähigen Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen.
Dafür finden wöchentlich Kampagnen oder Aktionen wie z.B. Demonstrationen statt. Für die Verbesserung des Gesundheitssystems wünschen sich die Bunten Kittel einen Arbeitsalltag mit weniger Hektik und das Richten der Aufmerksamkeit auf alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen.
Hohe Ziele – Harte Arbeit
Die Forderungen der Kampagne sind vielfältig und vielzählig. Dazu gehören:
- Die gesamte Bevölkerung, jeder Patient und jede Patientin soll gesundheitlich gleich versorgt und unterstützt werden
- Es soll eine bundesweite Bedarfsplanung geben. Das heißt, dass es kein Überangebot in Ballungsräumen wie Berlin oder anderen Großstädten und somit keine Unterversorgung in ländlicher Gegend geben soll
- In Krankenhäusern ist mehr Nachhaltigkeit erwünscht. Sowohl im Umgang und Verbrauch medizinischer Materialien als auch auf die Arbeitsweise der Pfleger an sich bezogen. Diese sollen effizient arbeiten können. Dafür bedarf es genug Personal und ein System bzw. eine Arbeitsteilung, die effizientes Arbeiten möglich macht.
- Das Gesundheitswesen und dessen Angestellte sollen in der Gesellschaft (unabhängig von der Corona-Krise) mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen bzw. die Gesellschaft soll für das Thema sensibilisiert und im Bereich Gesundheit mehr gebildet werden.
- Die Forderung nach besseren und vielfältigeren Fort- und Weiterbildungen (u.a. mit finanzieller Unterstützung)
- Der Wunsch nach festen Personalschlüsseln (d.h. festgelegte Zahl an Mitarbeitern in einem bestimmten Bereich)
- Profitorientierung bzw. eine Privatisierung im Gesundheitssystem sollen vermieden werden. Gesundheit soll kein Wirtschaftsgut sein. Dieser Aspekt kann u.a. durch eine öffentlich organisierte Gesundheitsversorgung, die sich nach dem individuellen Bedarf der Bevölkerung orientiert, erreicht werden. Idealerweise basiert diese Versorgung auf wissenschaftliche Erkenntnisse und medizinischer Notwendigkeit.
- Pfleger sollten so arbeiten können, dass sie sich genug Zeit für jeden Patienten nehmen und auf seine individuellen Bedürfnisse eingehen können